Julian Charrière macht in seiner Kunst die Klimakrise zum Thema. «Pure Waste»; Foto: Julian Charrière
Klima-Kunst oder Erlebnispark?
Gletscherzungen und brennende Ölplattformen – der Künstler Julian Charrière beschäftigt sich mit den Extremen. Seine Schau im Museum Tinguely zeigt die ambivalente Wirkung solcher Kunst.
Susanna Koeberle
04.07.2025 14:15
Immersiv ist in dieser Ausstellung wörtlich gemeint. Denn das Medium, in das der schweizerisch-französische Künstler Julian Charrière uns mit seinen installativ-immersiven Formaten eintauchen lässt, ist Wasser. Die Besuchenden von «Midnight Zone» sollen das Element nicht nur als Motiv sehen, sondern es sinnlich erleben. So gleicht der Besuch der Ausstellung einem Tauchgang. Das beginnt schon vor den eigentlichen Ausstellungsräumen im Museum Tinguely mit einer Klanginstallation. Während man rechts aus dem Fenster blickend den Rhein fliessen sieht, stimmen verfremdete Aufnahmen von Meeresgeräuschen auf die dunklen und fluiden Ökosysteme des Wassers ein.
###Media_6###
Der akustische Einstieg verleiht dem unbekannten Universum der Tiefsee eine Stimme. In der Tat ist ein Grossteil der biologischen Vielfalt des Planeten dem Menschen nicht zugänglich. Uns fehlt deswegen das Bewusstsein für dieses ökologisch wichtige Habitat. Diesem blinden Flecken möchte der schweizerisch-französische Künstler entgegenwirken.
###Media_2###
Charrières künstlerische Praxis ist durch extensive Feldforschung geprägt. Er besucht zusammen mit Teams von Wissenschaftlerinnen entlegene Landschaften der Erde und dringt unter anderem bis in unwirtliche Zonen des Meeres ein. Voraussetzung für seine künstlerische Arbeit sind aufwendige Expeditionen. Charrière versteht Kunst als Bindeglied zwischen Wissen und Emotion. Das ist schön und gut. Und wenn man dem Künstler zuhört oder die Sätze in der Medienmitteilung und die Texte im Katalog liest, muss man jeder Aussage zustimmen.
Dennoch stellt sich eine zentrale Frage: Was kann «Klima-Kunst»? Und rechtfertigt sich der enorme finanzielle und materielle Aufwand einer solchen Recherche sowie einer derartigen Ausstellung? Denn diese Botschaften könnten ebenso in einem Naturkundemuseum vermittelt werden. Ganz ohne Kunst. Das ist genau die Crux...
Klima-Kunst oder Erlebnispark?
Gletscherzungen und brennende Ölplattformen – der Künstler Julian Charrière beschäftigt sich mit den Extremen. Seine Schau im Museum Tinguely zeigt die ambivalente Wirkung solcher Kunst.
04.07.2025 14:15