Das Sacharow-Zentrum in Moskau kurz nach seiner Eröffnung im Sommer 1996. Fotos: Werner Huber

Das nächste Opfer der Repression in Moskau

Seit über 25 Jahren vermittelte das Sacharow-Zentrum in Moskau die Themen Menschenrechte, Repressionen und Gulag in der Sowjetunion. Als ‹ausländischer Agent› gebrandmarkt, muss es seine Räume verlassen.

Vor zwei Tagen erhielt das Sacharow-Zentrum in Moskau die Kündigung des Mietvertrages für seine Räumlichkeiten. Damit vollzieht die städtische Immobilienbehörde Moskomimuschtschestwa die Verschärfung des Gesetzes über ‹ausländische Agenten› (siehe unten), das eine staatliche Unterstützung für solche Organisationen verbietet. Vom Physiker zum Dissidenten Das Sacharow-Zentrum ist Andrej Dmitrijewitsch Sacharow (1921-1989) gewidmet, dem sowjetischen Physiker, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger von 1975. Ab den späten 1940er-Jahren arbeitete Sacharow am Kernwaffenprogramm der UdSSR; er gilt als Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre begann Sacharow die Atombombe kritischer zu sehen. 1968 verurteilte er die Niederschlagung des Prager Frühlings, 1970 gründete er ein Komitee zur Durchsetzung der Menschenrechte. Zur Verleihung des Friedensnobelpreises 1975 konnte er nicht ausreisen. Nach seinen Protesten gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan wurde Sacharow im Januar 1980 verhaftet und nach Gorki (heute wieder Nishnij Nowgorod) verbannt. Ende 1986 durften Sacharow und seine Frau Jelena Bonner nach Moskau zurückkehren. Er engagierte sich politisch und war Gründungsvorsitzender der Gesellschaft Memorial, die die Geschichte des Gulag aufarbeitete. Diese Organisation wurde 2022 verboten. Das Sacharow-Zentrum belegte ein Ausstellungsgebäude und die Wohnung Sacharows an der Zemljanoj-Wal-Strasse. Es wurde 1996 eröffnet. Als erste öffentlich zugängliche Ausstellung in Moskau widmete sich das Zentrum dem Gedenken an die Millionen Opfer, die die kommunistische Utopie in der Sowjetunion gefordert hatte. Architekt Ewgenij Asse gestaltete die Ausstellung als Bewegung «vom Unfreien zum Freien, von der Dunkelheit zum Licht». Rohe Materialien - unverputzter Backstein, Stahl, Holz, Glas, Stoff – erzeugen ein historisches Bild...
Das nächste Opfer der Repression in Moskau

Seit über 25 Jahren vermittelte das Sacharow-Zentrum in Moskau die Themen Menschenrechte, Repressionen und Gulag in der Sowjetunion. Als ‹ausländischer Agent› gebrandmarkt, muss es seine Räume verlassen.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.