«Art and the city»: Zürich-West wird diesen Sommer zur bunten Freiluftkunstgalerie. Fotos: zVg

Zürich-West zündet Kunstfeuerwerk

Der Kreis 5 verwandelt sich diesen Sommer in eine riesige Kunstgalerie unter freiem Himmel. Heute stellte die Stadt erstmals einige der 41 Projekte für das Festival «Art and the city». vor.

Zürich lässt es krachen. Die Stadt entfacht im Sommer im Kreis 5 ein Kunstfeuerwerk. Auf dem Vulkanplatz zündet die Künstlerin Sandra Kranich Anfang Juni Raketen und markiert damit den Startschuss für das Projekt «Art and the city». Bis Ende September wird das ehemalige Industriequartier zur «grössten Freiluftgalerie der Schweiz», so die Stadt. Heute hat sie erstmals ein paar Katzen aus dem Sack gelassen. Kurator Christoph Doswald meinte ganz unbescheiden: «Die Grössenordnung ist für Zürich einmalig.» Die Liste ist wahrlich lang – und breit. 41 Kunstprojekte stehen auf dem Programm, 15 Galerien wirken mit, sechs Institutionen und drei Hochschulen sind beteiligt. Hinter dem Projekt steht die Stadt Zürich zusammen mit Privaten. Diese übernehmen zwei Drittel der 2,1 Millionen Franken, die das Kunstspektakel im öffentlichen Raum kostet.

«Ein Quartier gestalten, heisst nicht nur Bauten hochziehen», meinte Stadträtin Ruth Genner an der Medienkonferenz. Sie sieht das Projekt als Stadtentwicklung. Die Bewohner von Mobimotower bis Kraftwerk1 sollen im Alltag über Kunst stolpern und sich so mit dem Identitätswandel des Quartiers beschäftigen. Viele Projekte setzen sich stark mit dem Ort auseinander. Beat Zoderer verwandelt das neue Züri-West-Tram in ein fahrendes Kunstwerk. Auf dem Turbinenplatz thematisiert ein Kran von Vanessa Billy die Umbrüche im Quartier. Marjetica Potrc und Ooz Architects machen aus der Brache des Hardturmstadions mit einer bunten Struktur eine Art Agora. Und die ZHdK-Abgänger Christoph Franz und Michael Meier nehmen mit einer verlassenen Tankstelle die Zeit nach dem Öl vorweg, auf die sich die 2000-Watt-Stadt langsam vorbereitet.

Die Ausstellung bleibt nicht auf den Kreis 5 beschränkt. Einzelne Plätze in der Innenstadt werden ebenfalls bespielt. Hier stehen eher internationale Bezüge und grosse Namen im Vordergrund: Ai Wei Wei stellt zwei Sessel aus Marmor auf den Paradeplatz, die dem beliebtesten Modell in China entsprechen und für den globalisierten Warenfluss stehen. Der Inder Subodh Gupta erinnert mit einem übergrossen Kübel auf dem Tessinerplatz an den weltweiten Kampf ums Trinkwasser. Neben den Installationen locken Performances, ein Symposium und ein Kunstpreis. Und der Fotograf Roe Ethridge zeigt seine Sicht auf Zürich-West auf 200 Plakatwänden in der ganzen Stadt. Das Programm verspricht einen heissen Kunstsommer. Damit das Projekt aber nicht überhitzt, ist elementar, dass die lokal verankerten Installationen nicht untergehen. Sonst droht das Festival die Bodenhaftung mit dem Kreis 5 zu verlieren. Die Sprengkraft würde verpuffen – wie eine Rakete am Himmel.

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