Ausstellung «Landschaft und Kunstbauten» Fotos: Nadja Simmen

Von Venedig nach Vals

In der Therme Vals ist eine bemerkenswerte Ausstellung eingerichtet: «Landschaft und Kunstbauten», der Schweizer Beitrag an die Biennale von Venedig 2010. Gestaltet bekanntlich vom Ingenieur Jürg Conzett zusammen mit dem Fotografen Martin Linsi.

Eine gute Gelegenheit also für eine Reise nach Vals. Für die, die nicht in Venedig waren und für die, die es Wunder nimmt, wie eine für einen bestimmten Ort konzipierte Schau eine Reise über die Alpen überstehen kann - gut. Im alten Schwimmbad der Therme wirkt die Ausstellung intim, stimmungsvoll und so ruhig, dass man sich bald träumend verliert in die Schwarzweiss-Bilder von Martin Linsi. Und am Rand der grossformatigen, dunklen Schautafeln und Textstreifen kann man lange in den «Quellen» von Conzett blättern, die in grossformatigen Büchlein zusammengefasst sind – eine Fundgrube. Es ist bemerkenswert, mit wie viel mehr Neugier für die Baukultur des Tiefbaus vor Jahrzehnten über Brücken und dergleichen nachgedacht und geschrieben worden ist als heute, wo das Ingenieurbauen vorab ein Problem der Berechnungen zu sein scheint. Und man kann in Vals durch die Kojen mit den Bildern streifen, und sich hinwegtragen lassen aus dem Zwiespalt: Hoch ästhetisiert wird Strassenbau anästhesierend. Man bewundert die kühnen Brückenschläge über die tausende Lastenzüge über und durch die Alpen brausen, man lässt sich einnehmen von der raffiniert fotografierten Schönheit der Sihlhochstrasse in Zürich, die ausserhalb der Fotografie ja ein Monster des Städtebaus ist und eine Brutalität sondergleichen. Doch kaum ist der Gedanke gedacht, freut man sich an den filigranen Stegen, die Conzett mit seinen Kollegen Bronzini und Gartmann über Schluchten geschlagen hat und hat Freude an den Bildern über Eisenbahnbrücken und Tunnelportale.

Die Ausstellung «Landschaft und Kunstbauten» ist bis 24. Februar zu sehen. Hier sind zwei Rezensionen nachzulesen.

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