So haben Zschokke & Lüscher den vorgesehenen Damm bei Sils-Baselgia entworfen. Fotos: zvg

Tagestipp Kultur: Die Geschichte der Silser Ebene

Wieder rausgehen und die Kultur am Laufen halten: Heute geht in die La Tuor in Samedan, wo ein dramatisches Kapitel Raumplanung ausgestellt ist – die Geschichte der Silser Ebene.

Statt nach San Engidio an den Strand ins Engadin ins Gebirge – so gehen Sommerferien im Coronajahr. Und es ist kein Schaden, denn das Engadin ist schön. Und wenn einem die Füsse vom zu langem Wandern weh tun, lohnt sich ein Besuch Im Museum La Tuor in Samedan. Dort kann man eine der berühmtesten Geschichten der Raumplanung studieren: Der Kampf gegen den Stausee von Sils. Dem später der Kampf gegen Zweitwohnungshalden auf der Silser Ebene folgten. Die Ausstellung geht diesen Konflikten nach. Christoph Kübler hat historisches Bild- und Planmaterial zusammengetragen, mit Zitaten, Visualisierungen und Filminterviews wird der Kampf um Landschaft lebendig. So lernen wir, wie der 1944 eben gegründeten Pro Lej da Segl grad ein Grosserfolg geraten ist. Der Präsident der Vereinigung, Robert Ganzoni, konnte nach jahrlangen Diskussionen, Argumenten und Gegenargumenten sowie nach Bundesgerichtsentscheiden die Standortgemeinden Sils/Segl und Stampa überzeugen, auf die Industrialisierung des Silsersees mit Wasserkraftprojekten gegen entsprechende finanzielle Entschädigung zu verzichten. Die Mittel dafür lieferte 1946 die erste, schweizweite «Schoggitaler-Aktion».

Nach der Strom- die Ferienwirtschaft

Die Uferzonen wurden unter Schutz gestellt, die Wiesenlandschaften von Sils/Segl und Silvaplana kamen nach der Erfindung des Stockwerkeigentums in den 60er Jahren aber unter Druck: Wohnungen – meist Ferienwohnungen – für 25'000 Leute sollten gebaut werden. Das Engagement von Leuten wie Matteo Gaudenzi oder Franz Weber, die die übergrossen Bauzonen kritisierten und schweizweit bekannt machten, führte zu einer  Sensibilisierung im Umgang mit Landschaft, aber auch zu Gesetzen. Der dringliche Bundesbeschluss vom März 1972 setzte ein wichtiges Signal, er führte zu einem «Baustopp» und zum Schutz grosser Teile der Seenlandschaft. Es war aber auch die weitsichtige Planung vor Ort – unter Federführung des Planungsbüros Planpartner –, die die übergrossen Bauzonen mit einer Quartierplanung in den Griff bekam und damit schweizweit für Aufmerksamkeit sorgte. In der kurzweiligen Ausstellung in La Tuor lernen wir: Unter anderem die Planer und Helden von Sils legten die Basis, damit schliesslich im Jahre 1980 das Raumplanungsgesetz in Kraft treten konnte.

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