Die Druckleitung für das neue Pumpspeicherwerk ‹Linthal 2015› im Kanton Glarus ist neunzig Prozent steil. Die Himmelsleiter führt zum Arbeitsort der Schweisser. Fotos: Fridolin Walcher

Stauen und staunen

Der Glarner Fotograf Fridolin Walcher hat den Bau eines der grössten Kraftwerke in den Alpen dokumentiert. ‹Linthal 2015› ist ein Mahnmal der Stromwirtschaft.

Fridolin Walcher lebt und arbeitet als Fotograf im Kanton Glarus. Wie es in diesem Beruf Sitte und Brauch ist, arbeitet er frei als Bilderkünstler und als Dokumentarist im Auftrag: Fabrikreportagen, Begehren von Zeitungen und Zeitschriften, Bilderwünsche von Firmen. Im Dienst des Stromkonzerns Axpo hat er das Werden des Kraftwerks ‹Linthal 2015› zwischen der Linth, dem Limmern- und dem Muttsee im Gebirge von Glarus Süd fotografiert. Und so baute er Bild um Bild seine Untersuchung des komplexen Verhältnisses von Berg und Mensch, von Berg und Technik, von Peripherie und Zentrum, von urbanem Konsum und hochgebirgiger Produktion auf. Dann – unvermittelt, unvermutet und unverständlich – die Nachricht des Konzerns: Auftrag abgebrochen. Alte Direktoren sind fort, Axpo ist in Not, der Konzern müsse sparen. Lächerlich: Das Kraftwerk Linthal kostet mehr als zwei Milliarden Franken. Und so bleiben Hunderte von Bildern als unvollendetes Werk zurück. Das ist sinnreich, denn das Pumpspeicherwerk ist nicht nur eine der grössten Anlagen der Stromwirtschaft in der Schweiz, es droht auch, bevor es demnächst ans Netz geht, eine der grossen Industrieruinen des Landes zu werden. Was die Manager und Politiker der Axpo trunken von Wachstum vor 15 Jahren einzufädeln begonnen haben, scheint nicht gebraucht zu werden.Ein Koloss im GebirgeFridolin Walchers eindrückliche Bilder, die ab 20. Mai in Linthal zu sehen sind siehe ‹Die Ausstellung, die Suite, der Katalog›, Seite 61, zeigen, wie in Eis und Schnee Rekorde gesprengt wurden. Sie dokumentieren die Luftseilbahnen mit einer Nutzlast von mehr als vierzig Tonnen über 1600 Höhenmeter zum Transport von beladenen Grosslastwagen. Dagegen sehen ihre Verwandten in den Skigebieten wie Spielzeuge aus. Die Baustellen liegen an unzugänglichen Orten in schönster Wildnis, Berggängerinnen müssen schwindelfrei sein, wenn sie dort hinauf wollen. Der...
Stauen und staunen

Der Glarner Fotograf Fridolin Walcher hat den Bau eines der grössten Kraftwerke in den Alpen dokumentiert. ‹Linthal 2015› ist ein Mahnmal der Stromwirtschaft.

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