James Licinis, des Stahlbauers Werk, ist in Burg am Walensee zu sehen.

Stahl und Poesie am Walensee

Seit ein paar Tagen zeigt die alte Spinnerei in Murg Werke des Zürcher Stahlbauers James Licini und Fotografien von Letizia Enderli. Hingehen, Kunst schauen und in der Sagibeiz am Walensee gut essen.

 

Bis zum Jahr 1996 ratterten hinter den Mauern der mächtigen Gebäude der alten Spinnerei in Murg die Spinnmaschinen. Danach war, wie vielerorts in der Schweiz, auch hier Schluss mit der Textilproduktion. Dieter von Ziegler, der letzte Direktor des einst blühenden Familienbetriebes, führt die alte Spinnerei seit über zehn zusammen mit seiner Frau Esther in eine neue Zukunft. Heute beherbergt sie ein Hotel, Seminarräume, Wohnungen, sowie mit der «Sagibeiz» ein Restaurant am See. Seit 5 Jahren finden in der Galerie der Spinnerei sowie auf dem gesamten Areal immer wieder Ausstellungen von Schweizer Künstlern statt. Zurzeit von James Licini und Letizia Enderli Einzug.

Letizia Enderli: Die schwebende Poesie des Augenblicks

Die in Zürich lebende Letizia Enderli widmet sich der fotografischen Auseinandersetzung mit den zufällig entstehenden Formationen im Wasser schwebender Teeblätter. Scheinen vordergründig ausschliesslich der Zufall, die Strömung und die nahezu aufgehobene Schwerkraft zu wirken, gelingt es Enderli in ihren malerischen Fotografien, die Poesie des Augenblicks zu erhaschen und die zufälligen Konstellationen in ein Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung zu transformieren. Auf diese Weise entstehen tänzerische Kompositionen.

James Licini: Hermetik, Transparenz und Raum

Einen Kontrapunkt zur verspielten Leichtigkeit, welche Letiza Enderlis Fotografien innewohnt, setzen die massiven Stahlbauten von James Licini. Hat bei Enderli der Zufall stets die Hand im Spiel, agiert Licini mit Formalität in der Komposition und in der Materialisierung: Ursprünglich Schlosser, tritt Licini Anfang der 70-er Jahre als Plastiker in Erscheinung und verfolgt eine noch anthropomorphe Formensprache. Diese wandelt er bald in eine Reduktion auf horizontale und vertikale Elemente. Licinis Konzentration auf die rohe Kraft des Materials und die naturgegebene ästhetische Komplexität einfacher industrieller Trägerelemente verändern die Bildsprache der schweizerischen Eisenplastik und verleihen seinem Werk über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung. Wirken Licinis Plastiken auf den ersten Blick mächtig und hermetisch, entfalten sie im installativen und räumlichen Kontext ein rhythmisiertes Wechselspiel von Geschlossenheit und Transparenz. Mit rund 20 Werken, die teils eigens für die Ausstellung in Murg entstanden sind, ermöglicht die Werkschau in der alten Spinnerei einen umfangreichen Einblick in die Gedankenwelt des Stahlbauers. Die Ausstellung dauert drei Jahre und wird um weitere Werke im Innen- und Aussenraum ergänzt werden.
 

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