Hemauer / Keller begleiten den Scuoler Feuerbrauch ‹Hom Strom›.

Jetzt oder nie

Im Unterengadin locken kühles Bergwasser und Ausstellungen. Sie zeigen die Überwindung des Patriarchats und das lustvolle Anpacken in der Klimakrise: Heidi Bucher in Susch und Hemauer / Keller in Scuol.

Endlich wieder fliegen! Vielleicht nach Grönland, wo es zwar auch nicht mehr so kalt ist wie in der guten alten Zeit. Oder doch lieber mit dem Bähnli ins Unterengadin? Letzteres hat den Vorteil, dass es nebst kühlen Bergseen auch ein paar sehenswerte Ausstellungen bietet. Zum Beispiel diejenige über Heidi Bucher im Muzeum Susch (im Kunstmuseum Bern läuft eine Parallelausstellung). Die 1993 gestorbene Künstlerin überpinselte Dinge und Räume mit Latex und ‹häutete› sie, zum Beispiel das Arbeitszimmer ihres patriarchalen Vaters. Würde sie wohl heute den phalischen Marmorturm von Not Vital häuten, der auf dem Museum steht? ###Media_2### ###Media_3### Um widerständiger gegen Hitzekrise und Klimasommer zu werden, sei ein Besuch im Kunstzentrum Nairs empfohlen, ein paar Kilometer Inn-abwärts, zu Füssen von Scuol am Fluss gelegen. Es ist nicht so perfekt wie das schicke Muzeum, und es laufen immer ein paar Künstlerinnen herum. Der Choral, der die Besucherinnen empfängt, ist allerdings vom Band. Ein Film zeigt Chöre in Moskau, Gent oder Rotterdam. In den verschiedenen Sprachen intonieren sie die ‹Postpetrolistische Internationale›, wechselweise in Dur und Moll, mal hoffnungsfroh, mal bedrohlich. Die Ausstellung dazu heisst ‹Uossa o Mai – Now or Never› und zeigt Arbeiten des Zürcher Kunstduos Christina Hemauer und Roman Keller. Schon seit zwanzig Jahren sind Klima, Energie und Krise ihre Themen. Und genau so lange möchten sie mit ihrer Kunst nicht drohen oder mahnen, sondern Lust machen und inspirieren – dur. Sie schicken Raketen mit Solarkraft in den Himmel, lassen Glace-Raketen schmelzen oder erforschen die Zusammenhänge lokaler Bräuche mit der meteorologischen und kulturellen Geschichte des Engadins. Und jetzt alle: «Wel-che Un-ver-nunft gibt Kraft? En-er-gie, die kein Lei-den schafft? Glück-lich ist, wer ver-schwen-den kann!» ...
Jetzt oder nie

Im Unterengadin locken kühles Bergwasser und Ausstellungen. Sie zeigen die Überwindung des Patriarchats und das lustvolle Anpacken in der Klimakrise: Heidi Bucher in Susch und Hemauer / Keller in Scuol.

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