Alfred Brillembourg, mundharmonikaspielend vor seinem Manifesto «informality is the new normality».

«informality is the new normality»

Am gestrigen Schlusstag der Winterthurer Kurzfilmtage präsentierte der «urban think-tank» (U-TT) ausgewählte Videos aus den letzten Jahren, die sich mit der Informalität globaler Megacities beschäftigen. Live-Musik und polemisch-poetische Worte begleiteten sie.

Die Schweiz diskutiert eifrig im Mikrokosmos ihrer als unkontrolliert wahrgenommenen Zersiedlung. Global gesehen findet jedoch ein Verstädterungsprozess statt, der vor allem stark wachsende Entwicklungs- und Schwellenländer grosse Herausforderungen birgt - denn ein grosser Teil des Wachstums um die globalen Megacities erfolgt informell.


Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner widmen sich seit Längerem diesem ausufernden Themenkomplex und proklamieren eine schärfere und positivere Sicht auf die gemeinhin als «slums» missverstandenen Siedlungsgebiete. Seit 1993 ist ihr urban-think tank (U-TT) von Caracas aus aktiv, seit 2010 ergänzt von einer gleichnamigen Professur am Institut für Städtebau im Architekturdepartement der ETH Zürich. Es ist übrigens zu erwarten, dass Hubert Klumpner als dessen neuer Vorsteher die Aufmerksamkeit verstärkt in diese Richtung lenken wird.


Da die beiden die Aufgaben der kommenden Architektengeneration mehr als gesellschaftliche, politisch-moderierende, denn als gestaltende Aufgabe verstehen, erstaunt es kaum, dass Brillembourg am gestrigen Schlusstag der Winterthurer Kurzfilmtage ausgewählte Videos des U-TT präsentierte. Diese waren einerseits analysierend - wie die Vorschau auf den bald erscheinenden Dokumentarfilm über den «Torre David» - andererseits präsentierten sie umgesetzte Projekte auf dem Globus, die mit geringen Ressourcen einen grossen Output bewirken sollen - etwa das «Kohima Metro Cable» oder ihre «Vertical Gyms».

Begleitet von Perkussion und Tastenklängen erläuterte Alfredo Brillembourg vor den Videoaufnahmen seine Thesen zur Aufgabe zukünftiger Architekten und spielte selbst Mundharmonika. Es ging um Nahrungsmittel und Nachhaltigkeit, um Mobilität und sozialen Wohnungsbau, um Erholung und Kultur. Dabei bezeichnete Brillembourg die Informalität globaler Megacities als neue Normalität und forderte: «less aesthetics, more ethics».

Videos von der Professur des urban-think tank an der ETH Zürich

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