«I'll Be Here If You Need Me» an der Furrengasse 11. Fotos: Daria Blum

I'll Be Here If You Need Me

Die Ausstellung ist die zweite gemeinsame Schau der Geschwister Daria und Julian Blum: Es ist eine ortspezifische Installation, die Erinnerungen und aktuelle Arbeiten gekonnt verbindet.

«Brotanussa» ist ein von ihrem Vater erfundenes Frühstücksrezept: Brotdreiecke aus Urbrot, Walnüssen und Butter. Daria und Julian Blum assen es in ihrer Kindheit täglich. Urbrot wird hergestellt auf Milchsäurebasis, das Weizen- und Roggenschrot nach den Vorgaben von Dr. Joh. Kuhl.

«Brotanussa»: Ein Frühstücksrezept auf Urbrot-Basis.
«Brotanussa» ist nur ein Protagonist der Ausstellung «I’ll Be Here If You Need Me», der zweiten gemeinsamen Schau, die von den Geschwistern Blum bespielt wird. Julian als Fotograf, Daria Blum als Performancekünstlerin erarbeiten in der aktuellen Schau eine Rauminstallation, basierend auf ihren Erinnerungen. Vor Corona studierte Julian Blum in Berlin, seine Schwester in London. Die Pandemie brachte beide für längere Zeit zurück nach Luzern, das sie beide erst durch den Abstand wirklich schätzen lernten. «I’ll Be Here If You Need Me» steht für die Heimatstadt, die elterliche Küche und eben auch das Frühstücksbrot von einst.

Die Ausstellung verbindet aktuelle Arbeiten mit Erinnerung.
Die Exponate im Ausstellungsraum in der Luzerner Altstadt fügen sich Stück für Stück zusammen. Die Videospur auf dem elterlichen Bang und Olufsen-Fernseher zeigen die Künstlerin und der Künstler tanzend und singend. Das Bild des Ukrainischen Urgrossvaters Ambrosij hängt im Film aber auch in echt an der Wand und die Typografie der als Kinder selbst betriebenen «Snackbar» findet sich auf dem Schaufenster der Galerie wieder. Ganz selbstverständlich mischen sie die einstigen Stücke mit Werken von jetzt: Schwarzweiss-Fotografien von Julian Blum, gerahmt in fragile, selbstgezimmerte Mahagoni-Rahmen und ein gelbes Performance-Kleid in Käse-Rapport – Daria Blums «Cheese Suit» das sie von der Gruppenschau «Marigolds» aus London zurück gebracht hat.

Die Videospur verbindet Einst und Jetzt.
Kunstinstallationen die Erinnerungen hinauf beschwören, haben oftmals etwas plakativ-faszinierendes – entlarven sich aber meist ebenso schnell durch oberflächliche Plattitüden. Nicht so «I’ll Be Here If You Need Me»: Daria und Julian Blum schaffen einen derart authentischen Ort, so dass sich die Ausstellungs-Besucher sofort als Teil der Familie wähnen. An der Vernissage pointieren sie dieses Gefühl mit geschmortem Hasen, den die Besucherin in der Videoperformance als «geschlachtete Hasen zu verkaufen»-Schild wieder trifft. Der Geruch macht die heimische Küche perfekt, sobald der geschmorte Hase in Nase und Herz dringt.

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