Wäre da nicht der Zwetschgenbaum, würde man den Primetower sehen: Kleingartenidylle am Zürichberg. Nicht alle auf dem Bild gehören übrigens zur Familie des Schreibenden, Nachbarn lockern die Runde auf.

Gärtner auf Probe

Der Schrebergarten ist hoch reglementiert: Die Kleingartenordnung von Grün Stadt Zürich ist 18 Seiten lang, die soziale Kontrolle der Nachbarn noch grösser. Der Kurzbericht eines Ersatzgärtners ist der zweite Teil der Sommerserie «Zürcher Gärten».

Unsere Nachbarn sind auf die Alp. Mit Sack und Pack, mit Kind und Kegel. Zwei Monate lang. Und wir, das heisst der Schreibende und eine Nachbarfamilie, hüten ihren Garten. Er ist eine rund 200 Quadratmeter grosse Pünt an bester Wohnlage, oberhalb der Susenbergstrasse in Zürich. Das Rigiblickbähnli fährt praktisch direkt vors Gartentor, der Bilck auf den Primetower und über Stadt und See ist atemberaubend.

Wir sind also Kleingärtner auf Zeit, eine Sommer lang. Verstehen tue ich nichts vom Gärtnern, doch die Motivation macht das fehlende Fachwissen wett. Vor ein paar Wochen haben wir Radiesli, Rüebli, Erbsen, Mais und Kürbisse gepflanzt. Pflanztipps der Püntennachbarn gab's gratis dazu. Die Radiesli haben die Schnecken lustvoll und ausgiebig angeknabbert, als sie noch weich waren. Nun sind sie durchlöchert und hölzern. Die Gartenidylle ist arbeitsaufwändiger, als sie aussieht: Zu tun gibt es immer etwas, vor allem jäten. Das interessiert die Kinder natürlich nicht, sie jagen lieber Eidechsen, Käfer, Frösche und anderes Kleingetier, das sich hier wunderbar vermehrt. Kurz: Die Arbeit (und sie ist nicht zu knapp) bleibt bei den Erwachsenen liegen, die sich aber – rundherum – richtig reinknien, denn man will ja nicht negativ auffallen. Niemand gibt es offen zu, aber es herrscht ein unausgesprochener Püntenwettbewerb am Zürichberg: schöner, mehr, ökologischer. Wir machen natürlich emsig mit: Letztes Wochenende haben wir die Wiese gemäht (natürlich nicht elektrisch, sondern mit dem Handrasenmäher und der Sense). Vom Weg, der auf drei Seiten um die Pünt geht, müssen wir laut Reglement nur unsere Hälfte mähen – diese Aufgabe haben wir reglementskonform erfüllt und hoffen nun auf die wohlverdiente Auszeichnung des Coiffeurverbandes.

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