Haus zur Bastei Fotos: Stücheli Architekten

Ein Hochhaus für die Fotografie

Es gehört zu den schönsten Hochhäusern Zürichs: das Haus zur Bastei am Schanzengraben, 1955 von Werner Stücheli entworfen. Nun findet das Bürogebäude eine interessante Zwischennutzung für Fotografie. Während acht Monaten Umbauzeit, vom 1. Januar bis zum 1. September 2014 wird es zur Photobastei.

Es gehört zu den schönsten Hochhäusern Zürichs: das Haus zur Bastei am Schanzengraben, 1955 von Werner Stücheli entworfen. Nun findet das Bürogebäude eine interessante Zwischennutzung für Fotografie. Während acht Monaten Umbauzeit, vom 1. Januar bis zum 1. September 2014 wird es zur Photobastei.


Hinter der Initiative steckt Romano Zerbini, der seit 16 Jahren die ewz.Selection leitet und vor kurzem aus seiner Photogarage an der Werdstrasse ausziehen musste. Nun kann er zusammen mit Melody Gygax und Sascha Renner als Ko-Kuratoren 1500 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf sieben Stockwerken anbieten - mit 600 Laufmetern, was bis zu 50 gleichzeitig stattfindende Ausstellungen erlaube. Wie soll das gehen? Auch wenn man damit einverstanden ist, dass es sehr viele und auch viele gute Fotografinnen und Fotografen gibt? Romano Zerbini und seine Mitstreiter schlagen zwei Dinge vor. Auf den ersten beiden Etagen zeigen sie kuratierte Ausstellungen. Den Beginn macht Magnum-Fotograf Paolo Pellegrin, der zum ersten Mal in der Schweiz ausstellen wird. Es folgen René Groebli, Henry Leutwyler, geplant sind auch Präsentationen von Jim Rakete oder Diana Scheunemann.
Auf den oberen Geschossen präsentieren sich Fotografinnen, Agenturen, Stiftungen oder Hochschulen. «Sie mieten sich für wenig Geld ein, setzen ihr eigenes fotografisches Statement und sind, sofern sie dies wünschen, ihre eigenen Galeristen», erklärt Zerbini. Und verweist auf Artist Talks, Workshops, Portfolio- und Exhibition Reviews, Vernissagen, die immer am Donnerstag stattfinden, und Parties.
Für 5 Franken pro Laufmeter, ab mindestens 4 Laufmetern und elf Tagen Ausstellungsdauer, mietet sich ein, wer sein Werk zeigen will. Eine eigens entwickelte Software namens SandboxGallery steht zur Verfügung, mit der die Ausstellung konzipiert und im Netz virtuell präsentiert werden kann. Sascha Renner, der die Software mit einem kleinen Team konzipiert hat, wollte damit seine eigenen Ausstellungen schneller und besser und über grosse Distanzen planen können: «Es ist kein Ersatz für den Ausstellungsbesuch, sondern ein Planungs-, Vermittlungs- und Promotionsinstrument, das Fotografie und Kunst online und niederschwellig zugänglich macht.» Die Lancierung als «Anwendung für jedermann, als Nischen-Social-Media-Plattform für die Kunst- und Fotowelt» stehe kurz vor der Tür.
Und was ist mit der Qualitätssicherung der Jekami-Ausstellungen? Wer mitmachen will, kann ab Ende Dezember sein Portfolio einreichen - und auf positives Feedback des Kuratorenteams hoffen. Dann wird sich zeigen, wie gut die Werke, aber auch wie aktiv die Szene der Fotografinnen und Fotografen ist, der mit der Photobastei ein neues Format eröffnet wird. Ein Format, das gemäss Romano Zerbini «weder Museum noch Galerie, weder Offspace noch Auktionshaus, weder Establishment noch Avantgarde allein, sondern alles zusammen» sei. Und damit im besten Fall ein Modell für weitere kulturelle Zwischennutzungen wird.

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