Filmstills aus Heidi Buchers Video Bodyshells, Venice Beach, Kalifornien, 1972. Courtesy: The Estate of Heidi Bucher

Alles ist Transformation

Das Kunstmuseum Bern zeigt die bisher umfassendste Retrospektive zum Werk von Heidi Bucher in der Schweiz. Die Schau führt die visionäre Formen- und Materialsprache der Künstlerin vor.

Räume prägen unsere Biographie. Sie sind gleichsam Träger von Erinnerungen. In unseren Träumen etwa verwandeln sich Räume aus der Vergangenheit, sie nehmen neuen Formen an und erweitern sich: Sie transformieren sich. Innere und äussere Räume sind einander nicht fremd. In der gelebten Realität sieht diese Beziehung anders aus, da scheinen die Rollen klar verteilt. Die Architektur steht in der Regel für das Statische, Unveränderliche. Dass Räume eben auch weich und veränderbar sein können, ist eng mit dem Bild des Textilen verknüpft. So sieht etwa der Architekt und Architekturtheoretiker Gottfried Semper (1803 – 1879) die Ursprünge der Architektur im Textilen. In seiner Bekleidungstheorie versteht er die Fassade als eine Art textilen Rest, der an diesen Ursprung erinnert. Sonst bleibt das Textile nur Vorstufe einer Weiterentwicklung zur «eigentlichen» Architektur. Die Künstlerin Heidi Bucher (1926 – 1993), deren Werk zurzeit im Kunstmuseum Bern gezeigt wird, hätte Semper wohl dezidiert widersprochen. In ihren Raumhäutungen werden Raum und Haut sowie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins: «Die Abbilder von gestern sind die Bilder/ von morgen./Die Häute sind die Abbilder von morgen.» schreibt sie im Gedicht «Villa Bleuler» ein paar Monate vor ihrem Tod. ###Media_8### Die textilen Raumdoppelgänger von Heidi Bucher sind Sinnbilder für die subversive Kraft, welche die Arbeit der nach ihrem Tod lange kaum beachteten und seit rund zwanzig Jahren wiederentdeckten Künstlerin auszeichnet. Ihr Werk zeigt nämlich, dass Architektur immer auch gesellschaftliche Strukturen widerspiegelt. Von diesen zu Stein erstarrten Denkweisen löste sich Bucher ganz physisch, indem sie direkt mit Räumen arbeitete. Doch dazu später mehr. Heidi Bucher wird 1926 als Adelheid Hildegard Müller in gutbürgerlichen Verhältnissen geboren. Einem damals herrschenden Frauenbild entsp...
Alles ist Transformation

Das Kunstmuseum Bern zeigt die bisher umfassendste Retrospektive zum Werk von Heidi Bucher in der Schweiz. Die Schau führt die visionäre Formen- und Materialsprache der Künstlerin vor.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.