Redaktorin Anna Raymann fordert mehr ‹Sendung mit der Maus› für alle. Fotos: Jonas Weibel

Auf den Journalismus bauen

Die Medienkrise trifft Kultur- und Wissenschaftsredaktionen ganz besonders. Nun brauchen sie vor allem eins: die Empörung des Publikums.

«Gefühlte Wahrheit», «alternative Fakten», «KI-Fake», «Fake News»: Mein Vokabular für Flunkereien, Lügen und groben Stuss ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Erschütternd ist, dass keiner der Begriffe überflüssig ist. Mit ihnen navigiere ich mich durch eine mediale Zeit, in der nichts sicher ist, ausser dass nichts sicher ist. Falschinformationen verbreiten sich auf Social Media sechsmal schneller als Tatsachen, schätzt die deutsche Non-Profit-Organisation HateAid. Dagegen schreiben Journalistinnen und Journalisten an, die Inhalte kontrollieren und im Zweifel korrigieren. Oder nach US-Reporter Jonathan Foster: Wenn jemand sagt, es regne, und jemand anderes sagt, es sei trocken, ist es nicht Aufgabe der Redaktorinnen und Redaktoren, beide zu zitieren. Sondern aus dem Fenster zu schauen, um herauszufinden, was wahr ist. Kahlschlag in den Medienhäusern  Doch es sind nicht mehr so viele da, die das Fenster öffnen können. Laut Bundesamt für Statistik üben heute schweizweit etwa 3000 Personen weniger den Beruf aus als noch vor zehn Jahren. Ringier hat zuletzt 55 Stellen gestrichen, CH Media 140 Stellen, Tamedia 290 Stellen, und bis 2029 muss die SRG 270 Millionen Franken sparen, was eine Kürzung von bis zu 1000 Stellen bedeuten könnte (den Braindrain akribisch dokumentiert hat die ‹Republik›). Von den Sparrunden sind auffällig oft Kultur- und Wissenschaftsredaktionen betroffen. Hochparterre betreibt Kultur- und Fachjournalismus. Das unabhängige Magazin berichtet gemäss Redaktionsstatut seit 34 Jahren für ein breites Fachpublikum «allgemeinverständlich und nie langweilig» über Architektur, Planung und Design. Ich schreibe also als Befangene: zum einen als Redaktorin, zum anderen – die Schweizer Medienlandschaft ist klein – als eine, die bekannt, befreundet, liiert ist mit Medienschaffenden aus besagten Häusern. Natürlich wünsche ich ihnen und...
Auf den Journalismus bauen

Die Medienkrise trifft Kultur- und Wissenschaftsredaktionen ganz besonders. Nun brauchen sie vor allem eins: die Empörung des Publikums.

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