Aura Xilonen stammt aus einer rasterförmig angelegten Stadt. In Zürich erlebte die Mexikanerin eine «kreisförmige». Sie sinniert über die Grundformen und das Chaos.
Architektur des kommenden Millenniums
Aura Xilonen stammt aus einer rasterförmig angelegten Stadt. In Zürich erlebte die Mexikanerin eine «kreisförmige». Sie sinniert über die Grundformen und das Chaos.
Fotos: Portia Ameyalli
Übersetzung aus dem Spanischen: Susanne Lange
I Pyramide
Als kleines Mädchen habe ich gern im Sandkasten gespielt, habe mit Stöckchen und Steinen primitive Bauten errichtet und mich in ihren labyrinthischen Höhlungen verloren, inmitten der Fantasiehorden meiner Kindergeschichten. Aus dem Gemeinsinn im Stand der Unschuld waren vermutlich auch die ersten von Menschen geschaffenen Bauwerke entstanden, die ersten logischen Höhlenbauten, bei denen man Stein auf Stein gehäuft hatte; von den Dolmen oder den Cromlechs, ob Stonehenge oder Carnac, von der Cheops-Pyramide, von Teotihuacán oder den Pyramiden in Cholula und Laos führte eine steinerne Evolution über die aneinandergefügten Quader der Chinesischen Mauer zu den megalithischen Kathedralen Europas und den himmelhohen Türmen Amerikas oder Asiens.
Als ich im Sandkasten spielte, hatte ich noch keine Berge gesehen, wusste nichts von der gleichschenkligen Dreiecksform der Pyramiden, und doch waren meine ersten baulichen Versuche Höhlen und Pyramiden gewesen. Weshalb? Rückblickend stelle ich mir vor, dass man in jeder Kultur mit dem Allgemeinsten, Einfachsten angefangen hat und dass im Rahmen dieser Dynamik alle Zivilisationen des Planeten auf die gleiche Weise begonnen haben. Ob im Zuge dieser Logik und der Globalisierung aller Inhalte in unserer digitalen Ära die Menschheit früher oder später die gleichen Bauten errichten wird? Vor allem in dieser Zeit der weltweiten Vernetzung, in der jeder alles von allen weiss? Nicht nur in der Architektur, sondern auch in weitaus weltlicheren Dingen, einer vereinheitlichten Kleidung etwa: Jeder trägt Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Wir unterscheiden uns nicht mehr, weder die Amerikaner von den Europäern noch die Chinesen von den Australiern oder die Japaner von den Afrikanern. Ebenso in tiefgründigeren Dingen wie dem Sprachgebrauch, da wir alle inzwischen – zumindest im Spanischen ...
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