Die olympischen Ringe Fotos: Pierre de Coubertin

Kein Olympia – eine Designkritik

Die Bündnerinnen und Bündner wollen keine olympischen Spiele 2022. Graubünden bliebt von einem Vorhaben verschont, das ungünstige Folgen auf Landschaft, Gesellschaft und Baukultur gehabt hätte. Ein Kommentar mit Designkritik.

Die Bündnerinnen und Bündner wollen keine olympischen Spiele 2022. Das Resultat ist eindeutig, 53 Prozent «Nein». Gut so. Hauptsächlich ist die Kampagne gescheitert, weil die Mehrheit ihrem Kanton den Druck einer solchen Monsterveranstaltung auf die Gesellschaft und die Landschaft ersparen will. Aber auch das Design der Kampagne hat in drei Punkten nicht funktioniert.1. Alter gewinnt AbstimmungenAbstimmungen werden gewonnen mit den Leuten, die älter als 32 Jahre alt sind. Die Promotoren setzten herzhaft auf Jugend und Sport. Sie feierte den gestählten Körper und hob den Sport auf eine gesellschaftliche Ebene, die er in Gottesnamen weder hat noch verdient, weder in der Welt noch in Graubünden. Vorab Gian Gilli, der unermüdliche, wenn gewiss auch gut bezahlte Kopf der Kampagne, verdient allen Respekt. Leidenschaftlich warf er sich in Szene, eloquent führte er die Chancen vor, und redete die gesellschaftlichen Folgen klein. Mit dem Furor eines Missionars begeisterte er die Säli im Kanton – an die 200 Auftritte absolvierte er – sprach aber meistens vor seinen Glaubensbrüdern. Seiner Sportbegeisterung fehlte die politische Verankerung. Sport und Jugend als Mythos hochleben zu lassen und daraus ökonomische Vorzüge zu fabulieren, stösst ins Leere. Wer unsportlich ist oder älter als 25, wurde in Glaubenshaft genommen, diesem Vorhaben zuzustimmen mit Blick auf eine mystisch verklärte Jugend. Gar das Internationale Olympische Komitee musste für sie als Götti herhalten – das IOC aber ist ein Milliarden verschiebendes, globalisiertes Unternehmen und keine karitative Organisation.2. Frauen gewinnen AbstimmungenWer in Abstimmungskämpfen die Frauen unterschätzt, macht einen Fehler. Dieser ist den Promotoren passiert. Ein Männergremium trommelte das olympische Vorhaben von Woche zu Woche zu einem emotional aufgeladeneren Anliegen. Geschickt wich es dem Diskurs aus, dass bish...
Kein Olympia – eine Designkritik

Die Bündnerinnen und Bündner wollen keine olympischen Spiele 2022. Graubünden bliebt von einem Vorhaben verschont, das ungünstige Folgen auf Landschaft, Gesellschaft und Baukultur gehabt hätte. Ein Kommentar mit Designkritik.

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