Hochparterres Chefredaktor Köbi Gantenbein

Zurück in Samedan

Gestern war ich in Samedan. Da bin ich aufgewachsen in den Häusern an der Bahnhofstrasse, die wie ein Zügli aufgereiht waren. Architektonisch ist Samedan besser und schlechter geworden.

Gestern war ich in Samedan. Da bin ich aufgewachsen in den Häusern an der Bahnhofstrasse, die wie ein Zügli aufgereiht waren. Das Bahnmeister-Haus war die Lokomotive. Dort wohnte Ursali Zanoni. Die Arbeiterhäuser waren die Wagen. In einem wohnte Silvali Muggli. Unser Weg zum Kindergarten führte über eine ansteigende Gasse, auf einen plötzlich sich entfaltenden Platz vor der Kirche, dann zweimal ums Eck in einen Anbau eines Plantapalastes, wo Tante Cilgia wartete. Am Sonntag wanderte ich mit meinen Eltern den Höhenweg von der Kirche St. Peter der Hangkante entlang nach Muntarütsch. Mein Vater brach dort das Zweiglein einer Lärche mit einem Zapfen dran ab. Das wurde meine Tabakspfeife. Heute getraut sich wohl kein Vater mehr solches zu tun. Doch heute sieht es in Samedan ja auch anders aus. Mich freut es, wie gut es Ort dem Dorf meiner Kindheit zu gehen scheint, wenn ich bei der Kirche St. Peter sitzend sehe, wie viel gebaut wird. Eindrücklich ist, was das viele Bauen mit den Orten angestellt hat. Die bescheiden komfortablen Häuser meiner Kindheit – nur Kaltwasser, Holzöfen – sind schon länger fort. Ihr Ersatz hat grosse Fenster, verglaste Balkone und sicher auch Warmwasser. Auch mein Weg zum Kindergarten hat gewonnen. Die Folge der eng von Häusern gefassten Strassenräume, weiten Plätzen, eng auf eng stehenden Bauten ist nach wie vor stark, die alten Bauten sind gut im Schuss und gestärkt nun vom Badhaus neben der Kirche oder von sorgfältigen Renovationen etwa der des Hotel Donatz oder der Plantapaläste. Samedans Kern ist wie der von Bever oder Zuoz eine Sehschule für Vermögen und Kraft des Ensembles, für die Schönheit der Verdichtung und des öffentlichen Raumes bis hin zu Details wie den steinernen Strassenbeläge.Eindrücklich ist, wie abrupt solche Güte abbricht, wenn ich von St. Peter aus auf die Quartiere der letzten Jahre sehe. Die Parzelle des freistehen...
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Gestern war ich in Samedan. Da bin ich aufgewachsen in den Häusern an der Bahnhofstrasse, die wie ein Zügli aufgereiht waren. Architektonisch ist Samedan besser und schlechter geworden.

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