«Delirious New York» – der Architekt Rem Koolhaas ist berühmt für seine furiosen und bunten Bücher über Städte. Nun hat er die Landliebe gefunden. «Countryside, The Future» heisst seine Ausstellung im Guggenheim Museum in New York. Dort sei unter anderem, las ich in einem verschmitzten Bericht von Sabine von Fischer in der Neuen Zürcher Zeitung, eine Sammlung von Fotografien, Grafiken, Statistiken, Studien und Berichten zu einer riesigen Wandzeitung zusammengeklebt. Sie wird, je nach Corona, ab Oktober in Bordeaux zu sehen sein. «Countryside. A Report» heisst der Katalog dazu – die heisse Landliebe hat dem Urbanisten den Kopf verdreht. 500 Fragen Rem Koolhaas heisst nun RK. Er ist «der Koordinator» des mehrjährigen Projektes, ihm wird in zwei Vorworten und Bemerkungen quer durchs Buch gehuldigt. Der Meister steuert nebst einem weiteren Vorwort, eine launige Bildlegende und ein lahmes Interview über das Essen in Zukunft bei und schliesst das 350 Seiten dicke Buch ab mit einem dadaistischen Ausritt zu 500 Fragen von wie «Kann Architektur Tiere retten?» über «Was dächte Goethe von einem Traktor?» bis zu «Dunkle oder weisse Schweizer Schokolade»? Buntes aus aller Welt Antworten, warum die Welt vom Land her gerettet werden wird, gibt das Buch nicht. Nahrung, Rohstoffe, Afrikas Wildnis, Chinas Grösse, viel Platz für die Serverfarmen entdecken RK und seine durch die Welt düsenden Heerscharen als dessen Zukunft. Es darf aber auch die Heimat für Geflüchtete oder der Ideenreichtum lokaler Handwerker sein. Und weiter lesen wir ein paar wackere Schlucke alten Kaffee über Industrial Farming, Fukushimas Landschaften, Stalins verheerende Projekte in der UdSSR und selbst der bildungsbürgerliche Essay über René Descartes als Landschaftsgestalter fehlt in den 18 Beiträgen nicht. «Country Side. A Report» ist ein Potpourri, hergerichtet wie in den alten Familienze...