Hotel Erica in Langenbruck – Klimaspurens bisher bestes Hotel.

Postkarte Nr.25 Das schöne Hotel

Gemsli, Ochsen, Schäfli – die Schweizer Hotellerie im ländlichen Raum liegt am Boden. Und dann fand Klimaspuren das Hotel Erica in Langenbruck.

Das Hotel Gemsli ist zu, der Ochsen steht zum Verkauf, das Schäfli dämmert als Pub dahin. Die Lage der Wirtinnen und Hoteliers im ländlichen Raum scheint verzweifelt, ihre einst prächtigen Herbergen sind heruntergekommen. Sie liegen an viel befahrenen Strassen, sie haben schon länger keine Investition mehr gesehen, sie rufen: «Wer kauft mich?» Niemand aber antwortet. Und dann dies: in Langenbruck übernachtet Klimaspuren im Hotel Erica auf einer Terrasse, versteckt hinter zwei mächtigen Bäumen, zehn Minuten über dem Dorf. Vortretender Sockel darauf die Terrasse, ein Senter Giebel auf dem Mittelrisalit und ein Walmdach mit Mansarden oben drauf. Im Inneren ein Salon, eine Stube mit Kachelofen, ein Saal und 16 Zimmer. Das Haus und sein Interieur sind in heiterer Mischung aus spätem Jugend- und frühem Heimatstil gebaut – Langenbruck war einst ein Kurort. 

Die zwei Schwestern Julia und Kathrin Fritsche haben die gut 120 Jahre alte Pension vor kurzem übernommen und in feinsinniger Art renoviert – sie bauten eine Liebeserklärung an die Esche, mit der Betten und Böden geschreinert sind. Etliches Mobiliar aus dem Bestand ist ertüchtigt und wird noch lange dienen. Was der Architekt Nägelin aus Basel einst mit Phantasie gestaltet hat, ist hervorgeholt und weitergeführt. Natürlich sieht man, dass die Schwestern offenbar über Mittel verfügen, die ihnen erlaubt haben, handwerkliche Könner zu verpflichten – sie haben sie so eingesetzt, dass das Haus den Gästen für lange Zeit Freude machen wird. Das ist ja selten geworden in der auf immer kürzere Abschreibungen hin ausgerichteten Hotellerie. Langlebig ist klimavernünftig. 

Am Morgen darauf steigen die Klimaspurinnen gut ausgeschlafen von komfortablen Matratzen und aus dem guten Leinen zum Frühstück – reich bestückt, ohne Firlefanz. Und frohgemut machen sie sich auf die Socken durch die Region Thal nach Klus und dann stotzig durch den Wald aufwärts bis auf 1000 m.ü.M. zur Schwengimatt – und schauen vom höchsten Punkte der Expedition in die Ferne zu ihrem bisher besten Hotel. 

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