Das Torfhochhaus und das Insektenhotel der Universität Lausanne.

Postkarte Nr. 38 Auf dem Ballenberg der Wissenschaft

Klimaspuren ist am Lac Leman angekommen, wo die Wanderer die Bauten der Universität Lausanne inspiziert und allerhand über «La Durabilité» erfahren haben.

Der Campus der Universität und der EPFL in Lausanne ist der neuzeitliche Ballenberg. Im Berner Oberland stehen die Musterbauten der Bauernkulturen zwischen Genf und Müstair in einer geschickt angelegten bäuerlichen Kulturlandschaft. In Dorigny, am Stadtrand und am Strand des Lac Leman, stehen Institutsklötze in allen Farben der Architektur in einer neumodischen Wildnislandschaft. Und so habe ich mit Vergnügen einen grossen Torf- und Komposthaufen betrachtet, geformt nach dem Vorbild von Herzog&de Meurons Turm von Basel. Schön auch sein Nachbar, das «Hôtel à Insectes». Sie stehen am Wegrand zwischen einem Roboter-, einem Biologie- und einem Computerinstitut – alle aus den Federn berühmter Architekten. Eine Abteilung des Rektorats arbeitet seit 2012 am Vorhaben der «durabilité» wie das spröde Wort «Nachhaltigkeit» elegant französisch klingt. Vorab in der Landschaftsarchitektur wird das Bemühen anschaulich: Umsäumt anderswo Rasen die Klötze für Forschung und Lehre, so stehen sie hier in Wiesen, die in diesen Tagen in allen Farben leuchten. Auch einen Bauernhof gibt es wieder auf dem grossen Hochschulgelände: 40 Schafe, Gemüse- und Getreidefelder, Obstbäume und 12 Hektar Wald, zu grossem Teil als urbane Wildnis mit Dickicht kultiviert. Eines Tages werden Wolf und Luchs hier wohnen. In der Architektur erlahmt der vorbildliche Willen. Viele grossen Namen der Baukunst bauen hier mit viel Glas und feiern ein Hochamt des Betons ums andere, so etwa das viel gepriesene Rolex Learning Center der EPFL – klimavernünftiges Bauen geht anders als klimakostbaren Beton grundlos verschwenden. 

Zufrieden aber notiert Klimaspuren, dass die Hochschule die für den Betrieb ihres Campus nötige, grosse Mobilität ernsthaft klimafreundlich regiert. Automobilisten müssen einen hohen Preis für einen der 1700 Parkplätze hinlegen – nur 16 Prozent der Lehrer und Schülerinnen kommen denn auch mit dem Auto. Weit über die Hälfte mit Metro oder Bus. Erstaunlich wenige aber fahren Velo. Und nur zwei Prozent haben es wie die Klimaspurinnen und kommen zu Fuss zum Studieren. Dabei regt der Fussgang – «balader» wie sie hier elegant sagen – wunderbar das Nachdenken und Auswendiglernen an. Auch Albert Einstein hat E=mc2 spazierend erfunden. 

 

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