Hochparterres Chefredaktor Köbi Gantenbein

Heimat predigen

Neulich predigte Köbi Gantenbein zusammen mit der Pfarrerin Beate Kopp-Engel in Fläsch. Sie sprachen über Heimat in der Welt, in sich und in der Landschaft. Ein Zwischenspiel galt Röbi Obrist.

Neulich predigte Köbi Gantenbein zusammen mit der Fläscher Pfarrerin Beate Kopp-Engel in der Kirche Fläsch. Sie sprachen in einer Dialog-Predigt in «Abendgedanken» über Heimat in der Welt, in sich und in der Landschaft. Für die musikalischen Intermezzi sassen Walter Süsstrunk am Cello und Norman Süsstrunk am Elektrobass. Die Orgel spielte Martin Brunner.1. AktKöbi Gantenbein: Heimat – Frau Pfarrer spielte mir dieses Wort in ihrem Kämmerlein zu, das wie ein Horst über der Krüzgasse im Pfarrhaus von Fläsch eingerichtet ist. «Heimat soll unsere Abendgedanken leiten.»Bin ich in der Fremde, freue ich mich, dass ich nicht bleiben muss. Nach zwei Tagen habe ich Heimweh. Das hat wohl auch mit dem Alter zu tun – mit 30 Jahren kannte ich diese Melancholie nicht – dieses Drücken und Ziehen nach dem Stubenhocken im Unterdorf. Johannes Hofer hat das 1688 in seinem Buch «Medica de Nostalgia» erklärt. Es ist eine frühe, brillante Theorie der Heimat und des Heimwehs. Hofer erklärte 1688 warum mich dieses Drücken und Ziehen plagt, wenn ich der Fremde bin statt in meinem Haus in der Heimat im Unterdorf. Heimweh ist ein Leiden am Luftdruck. Im Tal drückt er stärker aufs Gehirn als in den Bergen. Kaum daheim, habe ich es denn ja auch wieder gut. Kurz – Heimat ist nicht Kultur, sondern Biologie.Ich sitze also zurück vom Fortsein mit abschwellendem Hirn in meinem Haus im Fläscher Unterdorf. Da ist mir vieles heimatig. Haus und Garten, Luci, meine Frau, die Bücher, der erkaltende Kachelofen, die Nachbarn, mein Bruder und seine Frau, der Zwetschgenbaum, unter dem ich mein Büro wieder einrichte in diesen Tagen, der Kater Carlo, von ferne der melancholische Klang von Waltis Cello, dazu Ellys Strahlelachen, die polternden drei Kinder von Claudia und Bastian, das Postauto, mit dem ich wieder fort fahren werde, der Bärlauch bald verblühend, die Vögel, an Singlust zunehmend. De...
Heimat predigen

Neulich predigte Köbi Gantenbein zusammen mit der Pfarrerin Beate Kopp-Engel in Fläsch. Sie sprachen über Heimat in der Welt, in sich und in der Landschaft. Ein Zwischenspiel galt Röbi Obrist.

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