Hochparterres Chefredaktor Köbi Gantenbein

Die Melancholie des Randulin

Das Berggebiet soll auf die Melancholie des Randulin setzen und den Staat kritisieren, der seine Raumplanung falsch macht.

Weiterlesen für Abonnenten.«Che fast qu tü randulin ourasom sün quel manzin. Eu sun qua per t' tü nu’t  dessast  maridar». Das ist ein Gassenhauer aus dem Unterengadin. Il randulin, die Schwalbe, der Auswanderer, bittet in seinem Lied das Mädchen mit Heiraten zu warten bis er wieder komme. Er ging nach Genua, wurde reich als Zuckerbäcker, kam zurück, baute einen Palast und tanzte mit dem Mädchen die ganze Nacht. Die Schweizer Gesellschaft hat Milliarden in Entwicklung ihrer ländlichen und alpinen Regionen gesteckt. Die Kritik frägt: Was hat das gebracht? Neben ab und zu unsinnigen Investitionen in martialischen Tiefbau brachte es viel Wichtiges: Schul- und Gemeindehäuser, elektrisches Licht, Arbeit und die Gewissheit: Die dort oben gehören dazu. Die dort oben gehen auch zur Schule, rüsten sich aus und haben gerne Kalt&Warmwasser im Haus. Neben der eindrücklichen Solidarität über die Räume brachte es den Metropolen viel Nutzen: Die Wasserkraft ist ebenso gut im Schuss wie die Felder für Ferienfreude bestellt sind. Dennoch ist da und dort der Traum ausgeträumt: Die kinderreichen Familien kommen nicht, das Schulhaus, die Poststelle und der Lebensmittelladen bleiben zu und die grosse Firma bliebt im Unterland. Ich setze frohgemut und die heitere Melancholie des Randulin und rate das Heimweh als Produktivkraft zu fördern. Dank der beruflichen Mobilität, dank der Verkehrs- und Kommunikationssysteme, dank der kulturellen und intellektuellen Neugier und Regsamkeit, kommen mehr Leute in die abgelegenen Bergtäler, die hier zeitweise wohnen und arbeiten und dann immer mehr hier sind und dann bleiben bis ins Grab. Neue Fremde und alte Rückkehrer. Randulins. Sie nutzen die Ruhe und die Abgeschiedenheit, aber auch die günstigen Bodenpreise und Lebenshaltungskosten für ihre Produktionen. Sie planen hoch spezialisierte Waren, die sie teils auch selber herstell...
Die Melancholie des Randulin

Das Berggebiet soll auf die Melancholie des Randulin setzen und den Staat kritisieren, der seine Raumplanung falsch macht.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.