Hochparterre im Juni/Juli 2024

Hochparterre im Sommer 2024

Sommerloch? Sommerhoch! Wir sprechen mit Paola De Martin über Macht im Designfeld, gehen dem Schweizer Beitrag an der Kunstbiennale Venedig auf den Grund, besuchen das Cinema Capitole in Lausanne und mehr.

Wir sind es nicht gewohnt, offen über soziale Klassen zu reden. Wie selbstverständlich wir sie in Diskussionen ausklammern, zeigt die Frage: Woher kommst du? Die Antworten darauf lauten Niederbipp, Winterthur oder Pristina, weil wir sie auf die Geografie beziehen. Dabei könnte sie genauso gut auf unsere soziale Herkunft abzielen, darauf, wo wir in der Gesellschaft verortet sind.

Während ich Paola De Martins Buch ‹Give us a break! Arbeitermilieu und Designszene im Aufbruch› las, befragte ich Kolleginnen und Freunde zu deren Hintergrund. Ich stellte fest, wie präsent das Thema unterschwellig ist, auch wenn es kaum jemand von sich aus anspricht – gerade in der Kreativszene, die sich gerne offen und durchlässig gibt, als würden Hierarchien keine Rolle spielen.

Wer sich wie Hochparterre mit der gestalteten Umwelt auseinandersetzt, ist auch mit der Frage konfrontiert, welche Wertvorstellungen sie visuell transportiert. Ästhetik und Hierarchie sind verbandelt. Doch welche Dinge wir für schön halten, ist nicht allein von unserem persönlichen Geschmack abhängig. Wir haben gelernt, sie gut zu finden. Wann und wo ist das passiert, und wie haben wir uns dabei gefühlt? Ich verstehe Paola De Martins Forschung als Einladung zum Gespräch. Über die eigene Herkunft, die feinen Unterschiede und darüber, wie sie unsere Sicht prägen. Also lasst uns reden. Mirjam Rombach

 

Das sind die grossen Geschichten im Juni und Juli:

Könizer Kreislauf
Zwei anonyme Bürohäuser werden zu Wohnhäusern mit Namen: Wie BHSF Architekten ein Muster durchbrochen und den Bestandserhalt marktfähig gemacht haben.
von Axel Simon

«Es wäre manchmal effizienter, nicht nach Norm zu bauen»
Siedlungsräume lassen sich oft durch kleine Eingriffe aufwerten. Die Landschaftsarchitektin Brigitte Nyffenegger erklärt, was die Strategie der Suffizienz bedeutet.
von Maarit Ströbele

Die Aushöhlung
Das Klima steht weit oben auf der politischen Agenda. Doch wird es konkret, wächst der Widerstand. So hat etwa der Zürcher Kantonsrat eine Unterbauungsziffer abgelehnt.
von Gabriela Neuhaus

Bescheidene Ikone
Wie eine unerschrockene Kinobesitzerin, die Stiftung Cinémathèque suisse und die Stadt Lausanne einem legendären Kino zur Wiedergeburt verhalfen.
von Myriam Perret

«Gewalt kann unglaublich schön daherkommen»
Die Historikerin Paola De Martin hat untersucht, welche Hierarchien das Designfeld prägen – und es von der Kunst und der Architektur abgrenzen. Für ihre Forschung erhält sie den Grand Prix Design 2024.
von Mirjam Rombach

Operation Spital oder: Anschreiben gegen die Innenvernichtung
Klimakrise, Wohnraummangel, Verdichtung – es erscheint kurzsichtig, betrieblich obsolete Spitalbauten abzubrechen, statt um- oder weiterzunutzen. In einer Online-Serie erörtern wir ihr Zukunftspotenzial.
von Tamino Kuny und Deborah Fehlmann

Die Genfer Vision
Gemeinschaftlich planen, um dann zusammenzuarbeiten – der grenzüberschreitende Zukunftsentwurf für die Grossregion Genf ist fast vollständig. Eine Zwischenbilanz.
von Maarit Ströbele

Die Gegenwart der Vergangenheit, wiederaufgeführt
Es ist Kunstbiennale – und im Schweizer Pavillon wird Architektur inszeniert, mit falschem Marmor, synthetischen Stoffen und künstlichen Säulen. Was sagt uns das?
von Marcel Bächtiger

Diener am schönen Ding
Der erfolgreiche Schweizer Designer Alfredo Häberli legt seine Autobiografie in zwei Bänden vor. Entstanden ist ein heiter-melancholischer Messebericht.
von Köbi Gantenbein

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