Hochparterres Novemberheft 2024

Hochparterre im November 2024

Eine bizarre Architekturrebellion in den sozialen Medien, das zweifelhafte Geschäft mit Wegwerfmatratzen, ein fragwürdiger Juryentscheid in Bern: Dies und mehr gibt es im Novemberheft.

Die eidgenössischen Räte haben einen harten Job. Wegen der zweifellos hohen Arbeitslast, aber auch wegen des Lärms auf dem Bundesplatz. Manche Veranstaltungen seien so laut, dass sie das Arbeiten verunmöglichten, lässt die Bundesversammlung verlauten. Deshalb und aus Sicherheitsgründen fordern die Räte Mitbestimmung bei der Nutzung des öffentlichen Raums um das Bundeshaus.

Eine Bagatelle? Punkto Umgang mit raumwirksamen Fragen hat die Episode Symbolcharakter, wie drei aktuelle Beispiele zeigen: Im September hat das Parlament eine Einschränkung des Verbandsbeschwerderechts beschlossen; sie erschwert es Natur- und Heimatschutzorganisationen, gegen kleinere Wohnbauprojekte vorzugehen. Danach haben sich die Räte auf Lockerungen der Lärmschutzvorschriften beim Bauen geeinigt: Für Gesundheitsschutz und Wohnqualität an lärmigen Lagen sollen geschlossene Fenster und kontrollierte Lüftungen sorgen siehe ‹Vorsicht, Geisterfahrer!›, Hochparterre 9/2024. Und: Am 24. November stimmen wir über den Ausbau des Nationalstrassennetzes ab. Die Vorlage zementiert den Vorrang des Autoverkehrs – dabei gäbe es zukunftsfähige Alternativen, wie Joris Jehle im aktuellen ‹Lautsprecher› erläutert.

In allen drei Fällen dominieren Schlagwörter, Meinungen und Links-rechts-Denken den Diskurs. Fakten, Fachexpertise und die Anliegen der betroffenen Bevölkerung finden weniger Gehör. Das ist besorgniserregend.

Was kann unabhängiger Journalismus entgegensetzen? Recherche, Einordnung, Kritik, Lösungen. Dazu verpflichtet sich Hochparterre. Auch mit gutem Rat wollen wir nicht sparen. Daher unser Tipp an lärmgeplagte Parlamentsmitglieder: Versuchen Sie es doch mit Schallschutzfenstern und einer kontrollierten Lüftung.
Deborah Fehlmann


Das sind die grossen Geschichten im November:

Tech-Sprössling im Betonland
Zwei Millionen Franken, ein gebrauchter Roboter und etwas Grössenwahn: Ob das Start-up-Unternehmen Rematter mit Holz und Lehm die Betonflachdecke verdrängen wird?
von Palle Petersen

Verbinden, was zusammengehört
Spielplatz, Obstwiese, Pumptrack und Spazierwege: Der Grünfelspark in Rapperswil-Jona zeigt exemplarisch, wie Naherholungsraum in der Agglomeration aussehen kann.
von Maarit Ströbele

Diffuse Ikonen
Endlich ist eine kritische Monografie über das Werk der Ausnahmearchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron erschienen. Dahinter stecken zwei alte Bekannte – und die Architekten selbst.
von Marcel Bächtiger

Massengeschäft
Rund eine Million Matratzen werden in der Schweiz jährlich entsorgt. Nun will das Schweizer Start-up Ecomade mit einer fast komplett rezyklierbaren Matratze dagegenhalten.
von Mirjam Rombach

Kontemplativ oder kommunikativ?
Der Wettbewerb um das Kunstmuseum Bern ist entschieden: Durchgesetzt hat sich nicht die beste Lösung für die Stadt, sondern ein bewährtes und mehrheitsfähiges Bild.
von Axel Simon

Auf den Spuren des Appenzeller Maschinenmenschen
Mit ‹Sabor› gräbt das Zeughaus Teufen ein vergessenes Kuriosum aus. Die Ausstellung zeigt fantastische Bilder, die zum ersten Mal überhaupt zu sehen sind.
von Marcel Bächtiger

Warum so reaktionär?
In den sozialen Medien häufen sich Bekenntnisse zu traditionellen, klassischen Bauformen. Hinter den Posts steckt eine globale Bewegung von selbsternannten Architekturrebellen. Eine Annäherung.
von Tamino Kuny & Maarit Ströbele

Zentrum mit Zukunftswert
Das Wohn- und Pflegezentrum von Esch Sintzel lässt die Stiftung Blindenheim Basel am angestammten Standort wachsen – und verbindet sie zugleich mit der Aussenwelt.
von Deborah Fehlmann

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Kommentare

Felix Gisler 19.11.2024 15:44
Super.
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