Von links: Anna Schindler, Stadtentwicklung Zürich; Iris Vollenweider, Fischer Immobilienmanagement; Rahel Marti, Hochparterre; Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband Stadt Zürich; Claudio Rudolf, Akquisition Verkauf Immobilien CS (Foto: A. Diglas). Fotos: Andrea Diglas

Mehr Raum fürs Gewerbe

Am Städtebaustammtisch wurde debattiert, wie das Gewerbe in der Stadt Zürich zu neuen Standorten und mehr Raum kommt.

«Es ist viel Arbeit und alle müssen dazu beitragen» fasste Moderatorin und Hochparterre-Redaktorin Rahel Marti den Städtebaustammtisch zusammen. Auf dem Podium war zuvor debattiert worden, wie das Gewerbe in der Stadt Zürich zu neuen Standorten und mehr Raum komme. Es standen sich Vertreter der wichtigsten Mitspieler gegenüber: das Gewerbe, die Stadt, die Immobilienentwicklerin und der Investor. Vertreten waren sie durch Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband Stadt Zürich, Anna Schindler, Direktorin der Stadtentwicklung Zürich, Iris Vollenweider vom Projektentwickler Fischer Immobilienmanagement und Claudio Rudolf, Chef Akquisition und Verkauf Immobilien bei der Credit Suisse. Grundsätzlich waren sich die Debattierenden einig: Das Gewerbe gehört in die Stadt. Doch wer muss was tun, damit die Betriebe nicht weiter abwandern? Der Investor muss von seinen Renditevorstellungen abkommen, die er aus dem Wohnungsbau kennt, forderte die Entwicklerin. «Ihr könnt im Wohnungsbau so viel verdienen, dass ihr gut das Erdgeschoss dem Gewerbe vermieten könnt», erklärte Iris Vollenweider. Die Nutzung müsse dem Standort entsprechen, hielt der Investor dagegen und verwies auf die hohen Landpreise, die an guten Lagen von vornherein eine Gewerbenutzung ausschliessen würden. Damit kam die Stadt ins Spiel: Sie solle neue Gewerbezonen mit tiefen Landpreisen schaffen. «Leider sind unsere Landreserven knapp», gab Anna Schindler zu bedenken. Ob es denn mit der neuen Bau- und Zonenordnung besser werde, wollte man wissen, doch die Stadt blieb stumm. Darüber könne sie noch nichts sagen, hielt die Direktorin der Stadtentwicklung dicht und sah sich gleich mit neuen Vorwürfen konfrontiert. «Wir können viele Projekte nicht realisieren, weil es zu viele Vorschriften gibt», legte Iris Vollenweider nach. «Was ihr festlegt, gilt für ewig» hielt sie der Stadt vor. 
Und was kann das Gewerbe selbst unternehmen, um sein Überleben in der Stadt zu sichern? Zum Beispiel sich die Wohngenossenschaften zum Vorbild nehmen und selber Gewerberaum schaffen. «Das Gewerbe zeigt Eigeninitiative. Aber neben dem eigenen Betrieb noch Immobilienprojekte zu entwickeln, da fehlt das Wissen und die Energie», erklärte Nicole Barandun. Auch dem Verband fehlten diese Ressourcen. «Wir helfen aber sicher mit und vermitteln passende Mieter.»

Auch Lösungen wurden an diesem Abend skizziert. Martin Hofer von Wüest & Partner, der die Veranstaltung mit der Präsentation von fünf Thesen eröffnet hatte, forderte ein Bonussystem: «Wer in einer Wohnzone einen gewissen Gewerbeanteil realisiert, bekommt eine höhere Ausnutzung», gab Hofer ein Beispiel. Um erfolgreich Gewerberaum zu schaffen, brauche es vor allem eine sorgfältige Analyse des Standorts, hielt Iris Vollenweider fest. Für sie hat die Stadt der Zukunft einen festgeschriebenen Gewerbeanteil von mehr als zehn Prozent. Da war der Investor dagegen: «Zusätzliche Vorschriften verzerren den Markt», erklärte Claudio Rudolf von der CS. «Baut einfach nutzungsneutral, dann ergibt sich auch die gewünschte Durchmischung automatisch.» Der Markt spiele eben nicht für das Gewerbe, entgegnete Iris Vollenweider, darum brauche es Reglementierungen. Kreative Betriebe machten Zürich attraktiv und ermöglichten so Rudolfs Geschäft. Darum müsse dafür gesorgt werden, dass es in der Stadt Platz für das Gewerbe ist. «Ich hätte die Vorstellung, dass auch Sie sich beteiligen», forderte die Entwicklerin vom Investoren.

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