Die neue Geschäftsleitung: Agnes Schmid, Lilia Glanzmann und Werner Huber. Sie stehen in Nachbar Mark Müllers Galerie vor Reto Bollers Werk ‹ B-18.1 ( bereitgestellt ) › ( 2018 / 19 ). Fotos: Paolo Dutto

Hochparterre mit neuer Geschäftsleitung

Köbi Gantenbein tritt als Chefredaktor zurück. Nun leitet ein Dreierteam die Geschäfte: Agnes Schmid, Lilia Glanzmann und Werner Huber. Ein Bericht in vier Teilen erklärt den Weg und das neue Modell.

Hochparterres vierte Neuerfindung

« Hochparterre ist ein besonderes Unternehmen: Alle verdienen denselben Lohn, alle beziehen Bildungsurlaub, und alle Aktien gehören den Mitarbeitenden. Doch was, wenn Köbi Gantenbein, Mitgründer, Chefredaktor, Verleger und Mehrheitsaktionär, zurücktritt ? Mit ‹ HP 4.0 › erfanden wir das Unternehmen neu – alle, aber ohne den Chef. Denn die Nachfolgenden müssen den Prozess selbst steuern. Die Eckpunkte waren: Alle sollen mitreden, über Was und Wie, Tempo und Abmachungen, Bedürfnisse und Rollen. Das Projekt ruhte auf der Grundlage von Aktionärsbindungsvertrag, Contrat Social, Organisationsreglement und Statuten der Aktiengesellschaft – und auf dem Bewusstsein: Wir sind Hochparterre ! In drei Gruppen bearbeiteten wir Aktien, Führungsmodelle und Zukunftsfragen. Wir zeichneten auf, was Hochparterre ist, und vertieften uns in andere Modelle – von Holacracy über Genossenschaft bis Ma­trix. Wir bleiben bei der Aktiengesellschaft, dafür sichern wir den Hochparterris Mitbestimmung zu. Geregelt ist sie in der Matrix, die den Institutionen Rechte und Pflichten zuweist. Die Gruppe Zukunft diskutierte über Produkte und Medienentwicklung und schlug eine regelmässige Zukunftswerkstatt vor. In einem geregelten Verfahren ernannten wir im Frühling 2019 eine neue Geschäftsleitung. Sandra Escher als externer Coach attestierte uns an zwei Retraiten eine reife Diskussionskultur. Was haben wir gelernt ? Der Weg war lang, der Aufwand hoch. ‹ HP 4.0 › hat uns gezwungen, uns in die Selbstständigkeit einzuüben. Köbi Gantenbein hat als Hauptaktionär seine Rolle im künftigen Hochparterre geklärt. Unterschätzt haben wir: Wie kann gelebte Mitbestimmung in ein rechtlich konformes Konstrukt gegossen werden ? Nicht gelöst haben wir die Frage, wie die Aktienmehrheit von Köbi Gantenbein unter die Hochparterris kommt. Da haben wir noch einiges zu tun. » 
Meret Ernst leitete den Prozess, in dem sich Hochparterre zum vierten Mal neu erfunden hat.

Aus eins mach drei

« Neues gelingt nur, wenn es bestehende Werte umwertet und eine Geschichte erzählt, in der wir uns wiedererkennen. Diesem Leitsatz folgt die neue Geschäftsleitung: Wir setzen auf Liberté, Égalité, Solidarité, auf den unschlagbaren betriebswirtschaftlichen Vorteil des gleichen Lohns, wir halten das Kollektiv hoch. So entwickeln wir Hochparterre zusammen weiter. Eine Matrix regelt die Institutionen, Machtverteilungen und Abläufe – und sichert möglichst grosse Autonomie eines jeden und die Mitbestimmung einer jeden. So trägt auch das dreiköpfige Gremium vieles gemeinsam, anderes teilen wir. Die personelle Leitung und der Vorsitz liegen bei mir, Ökonomisches bei Agnes Schmid, Werner Huber verantwortet Inhaltliches. Einen Chefredaktor wie bisher wird es nicht mehr geben. Eine Redaktorin für Design, eine Marketingfachfrau, ein Architekturredaktor – so unterschiedlich, wie die neue Geschäftsleitung zusammengesetzt ist, ist Hochparterre. Das ist unsere Stärke: 22 Persönlichkeiten, jede und jeder mit anderen Ideen, Erfahrungen und Expertisen. Als Teil dieses starken Kollektivs übernimmt die neue Troika den Stab per Mitte Juni mit viel Lust und Fantasie für Neues – und Bewährtes. » 
Lilia Glanzmann hat mit Agnes Schmid und Werner Huber per Mitte Juni 2019 die neue Geschäftsleitung übernommen.

Köbi im Abendrot

Geübt in der uralten Gemeindedemokratie des Kantons Graubünden habe ich grosse Zuversicht für das Modell Matrix, Geschäftsleitung und Betriebsversammlung. Das ist wie Gemeindeverfassung, -vorstand und -versammlung. Ich werde Schreiber bleiben für Landschaft, Alpen und was mir sonst zufällt. Ich werde allerhand Geschäfte einfädeln. Ich behalte vorläufig die Mehrheit der Aktien, und ich bin als Präsident des Verwaltungsrats der Verleger von Hochparterre – solange ich gesund bleibe, die Hochparterris mich tragen und ich die Fantasie und die Lust nicht verliere. Ich habe mehr Zeit zum Lesen, für die Berge und fürs Klarinettenspielen. » 
Köbi Gantenbein hat die Geschäfte per Mitte Juni 2019 an die neue Geschäftsleitung übergeben.

Der neue Verwaltungsrat: Christian Keller, Lilia Glanzmann, Köbi Gantenbein, Wanja Bont und Regula Schneider.
 Zukunftswerkstatt Verwaltungsrat

« In den ersten zwanzig Jahren hatte die Hochparterre AG ein Verwaltungsratsmitglied, das nie mit jemandem tagte und mit Benedikt Loderers Pensionierung 2010 aufhörte zu sein. Dann kam mit Beat Lauber ein erfahrener Präsident des Verwaltungsrats ins Haus. Er sass mit Susanne von Arx, der Verlagsleiterin, und Köbi Gantenbein im Verwaltungsrat. Nun verlässt uns Beat Lauber nach sieben Jahren – ‹ ihr habt viel gelernt, ihr wisst nun, wie es geht, ihr braucht mich nicht mehr › – und die Aktionärinnen bestellten einen neuen Verwaltungsrat – mit Köbi Gantenbein als Präsident und Lilia Glanzmann als Delegierte sitzen darin drei Aussenstehende: die Architektin und langjährige Metron-CEO Regula Schneider ; Christian Keller, Ingenieur und Unternehmer der Keller Ziegeleien, und Wanja Bont, ein Architekt, der als Kenner der digitalen Transformation bei PWC arbeitete und nun sein eigenes Unternehmen führt.» 
Köbi Gantenbein, Verwaltungsratspräsident und Verleger von Hochparterre

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 6_7/2019 der Zeitschrift Hochparterre.

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Kommentare

Lilia Glanzmann 19.06.2019 10:51
Lieber Migele B. Melden Sie sich doch gerne mit Ihrem richtigen Namen bei uns – leider kann ich Sie als Abonnent nicht finden? Beste Grüsse
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