Hinter der Plattform ‹Exil Collective› stehen Antoine Guekjian, Joseph Geagea, Tatiana Akl und die Brüder Omar und Youssef Bassil (von rechts) sowie Rania Abillama (nicht im Bild). Sie ist Teil der Ausstellung ‹Beirut. Zeiten des Designs› im Mudac.

Zwischen orientalischem Erbe und Social Media (5/7)

Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Youssef Bassil, der aktuell an der Ecal studiert, erzählt von zerplatzten Träumen und neuen Perspektiven, die sich auftun.

An der Kunsthochschule erzählte man uns, es sei unmöglich, im Libanon erschwingliches Design zu produzieren, weil die Industrie fehle. Tatsächlich entwickeln viele Designer mehrheitlich Sammlerstücke. Meine Freunde und ich wollen das ändern. Kurz nach der Hafenexplosion gründeten wir 2020 die Plattform ‹Exil Collective›. Unser Ziel war es, von Handwerkern Designobjekte herstellen zu lassen, die zugänglich und günstig sind. Anfangs fragten wir Freunde an, ob sie für uns entwerfen würden. Wir kümmerten uns um den Onlineshop und entwickelten einen Leitfaden, um Material-, Produktions- und Vertriebskosten zu senken und Gewicht und Abfall zu reduzieren. Bald waren auch renommierte Designer wie Marc Baroud mit dabei. Es interessierte sie, ihre Entwürfe auf die Einschränkungen der libanesischen Produktion auszurichten, und sie unterstützten uns. 2021 lud uns die ‹Dubai Design Week› ein, bei ihnen auszustellen. Wir lancierten dort unsere erste Kollektion. Alles ging superschnell. Seither fahren wir langsamer – wir müssen erst definieren, wie wir als Betrieb funktionieren. ###Media_2### Die Mitglieder des Kollektivs leben verstreut in Beirut, Paris, Zürich und Lausanne, wo ich gerade meinen Master mache. In einer so ruhigen Umgebung zu sein, ist eine schöne Abwechslung. Im Libanon navigieren wir im Chaos. Als ich vor knapp sieben Monaten hier ankam, kostete ein Dollar 35 000 Lira, nun liegt er bei 105 000. Die Wirtschaftskrise verschlimmert sich rasend schnell. 2017 war ich optimistisch und dachte, ich würde bald mein eigenes Studio gründen. Stattdessen ist alles zusammengebrochen. Doch ohne Beiruts Einzigartigkeit hätten wir ‹Exil Collective› nie gegründet. Auch wenn ich hier bin, bewegt mich, was dort passiert. Es geht uns nicht darum, bloss schöne Dinge zu machen. Wir arbeiten auf zwei Ebenen: Einerseits bieten wir jungen Designschaffenden die Gelegenhei...
Zwischen orientalischem Erbe und Social Media (5/7)

Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Youssef Bassil, der aktuell an der Ecal studiert, erzählt von zerplatzten Träumen und neuen Perspektiven, die sich auftun.

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