Weiche Artefakte
In der Ausstellung «Softness : Artefacts» setzen sich Marie Schumann und Joseph Redpath mit dem Mangel an Weichheit in der Architektur auseinander.
Architektur ist Glas, Stahl, Holz, Beton. Was sie nicht ist: weich, nachgiebig, anschmiegsam. Weil Marie Schumann und Joseph Redpath in der zeitgenössischen Architektur die Weichheit vermissen, setzen sie sich in der Ausstellung «Softness : Artefacts» damit auseinander. Die Textilkünstlerin und der Architekt zeigen drei gemeinsame Werke. Diese durchlaufen schrittweise einen Wandel vom erwartungsgemäss beweglichen, nachgiebigen Textil bis hin zu einer nur noch vermeintlich weichen Fläche. Dafür nutzten sie Jaquardgewebe aus Wolle und Papiergarn, das sie mit Vlies und Gips verstärkten – bis der Gips die Gewebestruktur vollständig ersetzt. Schumann und Redpath sprechen von «responsive architectures», der Gestaltung von weichem Körperwissen und fragen, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Raum materialisieren lässt. Der Ausstellungstext bringt es auf den Punkt:
"a subtle effect or contrast; lack of sharp definition. the quality of a sound being quiet and gentle. the quality of being mild, gentle, or tender; lack of force."
Schumann reizt in ihrem Schaffen die Grenzen der industriellen Weberei aus. Ihre dreidimensionalen Gewebe mit dem Titel «All Those Dirty Hands» entwickelte sie in der Produktionsstätte des Textilherstellers Tisca in Urnäsch, wo sie seit ihrem Masterstudium in Textildesign an der Hochschule Luzern regelmässig experimentiert und arbeit. Schumanns Jacquardgewebe werden zu weichen Skulpturen, indem sie weiche Materialien wie Wolle mit steifem Raffiabast und Schrumpfgarn kombiniert. Dieses reagiert mit Wärme und zieht sich zusammen, wodurch dreidimensionale Volumen entstehen.
«Softness : Artefacts» läuft noch bis zum 16. Juli 2021. Die Ausstellung ist geöffnet von Donnerstag bis Samstag zwischen 14 und 18 Uhr sowie nach Absprache. Loop ist eine Initiative von pool Architekten. Der Raum soll Projekte ausserhalb der klassischen Architekturdisziplin möglich machen.
Am 24. Juni findet um 19 Uhr ein Ausstellungsgespräch mit der Steinmetzin Annika Staudt und der Landschaftsarchitektin Robin Winogrond statt.
Loop Space, Weststrasse 118, 8003 Zürich