Im Projekt- und Ausstellungsraum Loop zeigen Marie Schumann und Joseph Redpath eigene Arbeiten und Gemeinschaftswerke. Fotos: Alexander Schlosser

Weiche Artefakte

In der Ausstellung «Softness : Artefacts» setzen sich Marie Schumann und Joseph Redpath mit dem Mangel an Weichheit in der Architektur auseinander.

Architektur ist Glas, Stahl, Holz, Beton. Was sie nicht ist: weich, nachgiebig, anschmiegsam. Weil Marie Schumann und Joseph Redpath in der zeitgenössischen Architektur die Weichheit vermissen, setzen sie sich in der Ausstellung «Softness : Artefacts» damit auseinander. Die Textilkünstlerin und der Architekt zeigen drei gemeinsame Werke. Diese durchlaufen schrittweise einen Wandel vom erwartungsgemäss beweglichen, nachgiebigen Textil bis hin zu einer nur noch vermeintlich weichen Fläche. Dafür nutzten sie Jaquardgewebe aus Wolle und Papiergarn, das sie mit Vlies und Gips verstärkten – bis der Gips die Gewebestruktur vollständig ersetzt. Schumann und Redpath sprechen von «responsive architectures», der Gestaltung von weichem Körperwissen und fragen, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Raum materialisieren lässt. Der Ausstellungstext bringt es auf den Punkt:

"a subtle effect or contrast; lack of sharp definition. the quality of a sound being quiet and gentle. the quality of being mild, gentle, or tender; lack of force."

Weich ist hier nur noch noch die Optik: Gips auf Vliesstoff.

Schumann reizt in ihrem Schaffen die Grenzen der industriellen Weberei aus. Ihre dreidimensionalen Gewebe mit dem Titel «All Those Dirty Hands» entwickelte sie in der Produktionsstätte des Textilherstellers Tisca in Urnäsch, wo sie seit ihrem Masterstudium in Textildesign an der Hochschule Luzern regelmässig experimentiert und arbeit. Schumanns Jacquardgewebe werden zu weichen Skulpturen, indem sie weiche Materialien wie Wolle mit steifem Raffiabast und Schrumpfgarn kombiniert. Dieses reagiert mit Wärme und zieht sich zusammen, wodurch dreidimensionale Volumen entstehen.  

Statt sich auf die Rolle als Dekorationsobjekt zu beschränken, sind Marie Schumanns Gewebe eigenständige Gebilde.

Die Gipsskulpturen von Joseph Redpath bilden Grundrisse römischer Plätze nach.

 

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