«Ich konnte mein Leben lang einer Arbeit nachgehen, die ich liebte»: Anna Monika Jost vor ihrem Elternhaus in Klosters, das heute ihr Ferienhaus ist.
Fotos: Urs Walder
Im Rückspiegel erzählt die Grafikerin Anna Monika Jost (81) wie sie in Mailand und Paris den kulturellen Nährboden für ihr Schaffen fand. Nun wurde sie mit dem Grand Prix Design 2025 ausgezeichnet.
Nach meiner Ausbildung zur wissenschaftlichen Zeichnerin in Zürich zog ich 1964 nach Mailand, um mehr über Typografie und Grafik zu lernen. Ich war 20 Jahre alt und sprach bereits ein wenig Italienisch. Dort angekommen, hinterliess ich meine Mappe in verschiedenen Grafikateliers, aber von keinem hörte ich etwas. Schliesslich ging ich zu Walter Ballmer, der eines der vier Grafikstudios bei Olivetti leitete. Das Unternehmen zählte zu den sozial und gestalterisch fortschrittlichsten in Italien. Er sagte: «Wenn Sie schon da sind, können Sie auch bleiben.» Zweieinhalb Jahre arbeitete ich in seinem Studio, aber er stellte mich nie fest an, sondern bezahlte mich im Stundenlohn – ein Machtspiel, um mir zu zeigen, dass er mir jederzeit Arbeit geben konnte oder eben auch nicht. Das war nicht einfach. Als ich ging und dem Personaldirektor erzählte, dass ich nie angestellt gewesen sei, war er schockiert. Das widersprach der sozialen Haltung von Olivetti. Er versuchte, es wiedergutzumachen, indem er mir eine Abfindung zahlte.
Zurück in der Schweiz war ich zunächst bei der Werbeagentur Heinrich Lorch in Zürich und anschliessend bei der Werbeagentur Jean Reiwald in Basel tätig. Später wechselte ich in deren Filiale in Mailand und arbeitete erneut für italienische Firmen. Einige Jahre später hatte Olivetti eine Ausstellung in Lausanne, und Walter Ballmer lud mich zum Abendessen ein. Er fragte, ob ich wieder bei ihm in Mailand arbeiten möchte, da sich meine Nachfolgerinnen immer beschweren würden. Ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte, dass ich mich damals nicht getraut hatte, mich zu beschweren, es heute aber tun würde. Ich sagte ab.
Dank einer Absage in die Selbstständigkeit 1972 zog ich nach Paris. Der argentinische Designer Tomás Maldonado hatte für die Ladenkette Prisunic ein neues Erscheinungsbild entworfen. Wir kannten uns aus Mailand, und er suchte jemanden, der sowo...
Von der Werbung zur Wissenschaft
Im Rückspiegel erzählt die Grafikerin Anna Monika Jost (81) wie sie in Mailand und Paris den kulturellen Nährboden für ihr Schaffen fand. Nun wurde sie mit dem Grand Prix Design 2025 ausgezeichnet.
22.10.2025 16:00