Heiri Scherer am heimischen Herd in seinem Reihenhaus in Zug. Fotos: Urs Walder

Vielgereister Tausendsassa

Der Grafiker Heiri Scherer (80) hat mit seiner Handschrift das Globus-Warenhaus geprägt. Im Rückspiegel erzählt er, wie ihn seine Karriere vom Land in die grosse weite Welt und zurück geführt hat.

Aufgewachsen bin ich auf dem Land, im ‹Eiholz› in Meggen bei Luzern. Für alle Besorgungen ging man in die Stadt. Visuelles war zu Hause immer wichtig. Am Sonntag holten wir oft Bücher über Kunst und Obstbau oder eine Mappe mit Drucken von Malern des 19. Jahrhunderts hervor. Ästhetisches gab es auch im Alltag, etwa das kunstvolle Stapeln von Holzbeigen. Obwohl ich lange Lehrer werden wollte, bewarb ich mich an der Kunstgewerbeschule; da gab es kein Fach Musik. Es war eine neue Welt. Sogleich ging es los mit ersten Projekten: Wir beteiligten uns zu viert am Wettbewerb für die Plakate der Expo 64 in Lausanne und gewannen sogar einen Preis. Wir sassen im Atelier und wurden plötzlich ans Telefon gerufen: «Lausanne!» Der Auftrag ging dann aber doch an Hans Falk. Nach der Schule begann ich beim Atelier Küng, später ging ich zu Müller-Brockmann nach Zürich. Dort blieb ich zehn Jahre – bis ich ein Stelleninserat des Globus-Warenhauses sah. Ich meldete mich und bekam die Stelle. Für den Detailhandel hatte ich vorher noch nie gearbeitet, wieder eröffnete sich eine neue Welt. Meine erste Aufgabe: der Weihnachtsprospekt für Kinder. Ich wurde in einen Musterraum geführt, der voller Kinderartikel war, Kleider, Spielzeug, Möbel. Acht bis zehn Leute aus der Einkaufsabteilung und dem Laden stellten die erfolgversprechenden Artikel auf den Tisch, die anderen darunter. Dann kam der Globus-Konzernleiter Hans M. Mahler und bat mich, alles unter den Tisch zu stellen, was ich Kindern nicht schenken würde. Ich hatte grossen Respekt und sortierte. Danach sagte Mahler: «So einen schlechten Geschmack haben Sie aber nicht, machen Sie das noch mal.» Ich tat wie geheissen, dann konnten wir den Katalog fotografieren. Das war ein Schlüsselerlebnis. Von Konservendosen zur Kirschbaumkultur Wir arbeiteten immer im Team, besonders oft mit dem Chefdekorateur, reisten viel und engagierten bekannte...
Vielgereister Tausendsassa

Der Grafiker Heiri Scherer (80) hat mit seiner Handschrift das Globus-Warenhaus geprägt. Im Rückspiegel erzählt er, wie ihn seine Karriere vom Land in die grosse weite Welt und zurück geführt hat.

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