Verzichtet! Weniger Schwachsinn! Fotos: Régis Golay

Verzichtet! Weniger Schwachsinn!

‹Design Thinking› – zum Klischee geronnen ein Begriff, auf den man am liebsten verzichten möchte, meint Meret Ernst.

Wir alle können gestalten. Dafür reicht es, wenn wir uns in Gruppen zusammenrotten, auf gelben ‹Post-it›-Zetteln zufällig zusammengetragene Stichworte notieren oder aus Spaghetti und Marshmallows komische Dinge basteln – und uns dabei ungeheuer kreativ fühlen. Dabei steckt in diesem Klischee, wie immer in solchen Fällen, ein Körnchen Wahrheit. Versteht man Design als grundlegende Fähigkeit, Dinge zu planen und damit Zukunft vorwegzunehmen, sind wir selbstverständlich alle irgendwie auch Designerinnen und Designer. Oder können das mindestens so gut wie die professionelle Gilde, die Victor Papanek frontal angriff, als er – in Anlehnung an andere Planungswissenschaftler – diese simple Tatsache in den frühen Siebzigerjahren in Erinnerung rief. Was Papanek als Kritik an fachwissenschaftlicher Abgrenzung und an der Industrie formuliert hatte, kam so richtig mit der Vermarktung des ‹Design Thinking› in Schwung. Seither heisst es: Löse das Problem wie ein Designer, organisiere Kreativität in einem gemeinsamen Prozess, und verliere ja nicht deine Kunden aus den Augen. Besonders hervorgetan hat sich dabei die amerikanische Designagentur Ideo. Sie nutzt das Methodenbündel als probates Mittel, Auftraggeber mit einzubinden. Seither gibt die Methode untalentierten Menschen das Gefühl, sie könnten im Rudel wie Designerinnen denken. Oder so ähnlich. Am Schluss kommt eine ‹Persona› und eine ‹Customer Journey› raus, die sich jede halbwegs informierte Beobachterin längst imaginiert hat. ‹Design Thinking› – zum Klischee geronnen ein Begriff, auf den man am liebsten verzichten möchte....
Verzichtet! Weniger Schwachsinn!

‹Design Thinking› – zum Klischee geronnen ein Begriff, auf den man am liebsten verzichten möchte, meint Meret Ernst.

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