Der Metallrahmen für Caviezels Installation spannte einst den Ballettvorhang von Jean Tinguely. Fotos: Stefan Rohner

Schöner Stören mit Claudia Caviezel

Manche Fehler muss man machen. Dies beweist Textildesignerin Claudia Caviezel mit der Installation ‹Glitch› für das Kunstmuseum St. Gallen. Der Wandbehang bringt das Treppenhaus zum Flirren.

Wenn das Bild nicht so tut, wie es soll, ‹glitcht› es. Ein Flirren und Rauschen wie früher am Röhrenbildschirm beim Senderwechsel. Die Pixel fallen aus ihrem vorgesehenen Raster und legen störrische Muster in ein Kaleidoskop zwischen dem, was war, und dem, was wird. Dieses bunte Rauschen hat die Textildesignerin Claudia Caviezel für das Kunstmuseum St. Gallen entworfen. In eine Fläche von 9,5 auf 4,6 Metern im Treppenhaus hat sie einen Wandbehang gehängt. Der Metallrahmen dafür spannte einst den Ballettvorhang von Jean Tinguely. Nachdem die Leihgabe vor mehr als 20 Jahren zurückgezogen worden war, blieb das Gerüst leer. Seit 2023 bittet Kurator Gianni Jetzer Künstlerinnen, die Leerstelle zu bespielen. Claudia Caviezel ist nach Tschabalala Self und Jessica Diamond die erste Designerin, die diesen Auftrag erhalten hat. Die St. Gallerin arbeitete für Jakob Schlaepfer und war bei Akris für das Textildesign und die Musterstoffentwicklung verantwortlich. Ihre Entwürfe für Teppiche oder Bettwäsche bringen Farbe ins Interieur, in grösseren Dimensionen macht sie aus Wänden Kunst. So auch im Kunstmuseum St. Gallen. Dass Textiles im Stickereikanton einen prominenten Platz im Museum erhält, ist absolut richtig. Gegenüber von Pipilotti Rist ‹glitcht› es Der Treppenabsatz ist kein einfacher Zwischenraum. Oben fasst die markante Deckenmalerei des neoklassizistischen Baus von 1877, seitlich wacht ein Hodler. Gegenüber hat Pipilotti Rist ihr überdimensionales ‹Zimmer› mit den roten Sesseln und dem besagten Röhrenfernseher aufgestellt. Caviezels Wandbehang verbindet diese Elemente überraschend selbstverständlich. Dazu hat sie zwei Stoffmuster, eins davon ein traditionell mexikanisches Stickereiband, über einen Flachbettscanner gezogen. Was aus der Bewegung entsteht, ist kein Renderfehler, sondern orchestrierter Zufall. «Ein Spiel der Möglichkeiten», wie die D...
Schöner Stören mit Claudia Caviezel

Manche Fehler muss man machen. Dies beweist Textildesignerin Claudia Caviezel mit der Installation ‹Glitch› für das Kunstmuseum St. Gallen. Der Wandbehang bringt das Treppenhaus zum Flirren.

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