Sarg mit Schalter

Die Freitodkapsel ‹Sarco› sorgt wiederholt für Schlagzeilen. Welche Rolle spielt eigentlich das Design, und was hat es mit Würde zu tun? Ein etwas anderer Blick auf das kontroverse Objekt.

Fotos: Barbara Schrag

Die Freitodkapsel ‹Sarco› sorgt wiederholt für Schlagzeilen. Welche Rolle spielt eigentlich das Design, und was hat es mit Würde zu tun? Ein etwas anderer Blick auf das kontroverse Objekt.

«Ein bild nur greift heraus: das junge mädchen, das sich den tod gegeben hat. [...] Auf dem tisch ein brief. Der absagebrief. Ist das zimmer, in dem sich das abspielt, geschmackvoll? Wer wird danach fragen? Wer darum sich kümmern? Es ist ein zimmer, basta! Aber wenn der raum von Van de Velde eingerichtet ist? Dann ists eben kein zimmer. Dann ist es – Ja, was ist es dann eigentlich? – Eine blasphemie auf den tod!» Aus: Adolf Loos, ‹Das Andere› (1903) Falls Sie noch nie von ‹Sarco› gehört haben: Es ist ein Objekt, mit dem der Australier Philip Nitschke einen selbstbestimmten Suizid ermöglichen möchte. Jeder zurechnungsfähige, aber nicht zwingend kranke Erwachsene ab 50 kann sich in den sargähnlichen Behälter legen, ihn selbst schliessen und im Innern den grünen Knopf drücken. Stickstoff strömt in das Gehäuse, der Mensch schläft ein und stirbt laut Nitschkes Firma Exit International friedlich, würdevoll und schnell – nicht durch ein Gift, sondern infolge Sauerstoffmangels, weshalb kein Arzt dabei sein muss. Vorgestellt hat Philip Nitschke seinen ‹Sarco Pod› erstmals 2019 – an einer Designmesse in Venedig. Im September 2024 hatte das Gerät seinen ersten Einsatz: Eine Frau nahm sich darin das Leben – in einem Wald nahe Schaffhausen, weil in der Schweiz Sterbehilfe legal ist. Florian Willet, der Co-Geschäftsführer von ‹Last Resort›, dem Schweizer Ableger von Nitschkes Firma, sass vorübergehend gar wegen des Vorwurfs der vorsätzlichen Tötung in Untersuchungshaft. Sterbewunsch und Sterbehilfe sind komplexe Themen. Es geht dabei um ethische, rechtliche, gesellschaftliche und politische Aspekte. ‹Sarco› betrachten die einen als Möglichkeit, sanft aus dem Leben zu gehen. Eine Möglichkeit, die ausserdem die Mitmenschen weniger belastet als ein Sprung vor den Zug. Andere, darunter die etablierten Sterbehilfeorganisationen, finden das Konzept ver...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.