«Ein Einrichtungsgegenstand kommt erst am Bestimmungsort zu seiner Sinnstiftung»: Claude Lichtenstein in seiner Wohnung in Zürich-Höngg
Fotos: Urs Walder
Im Rückspiegel erzählt der ehemalige Kurator und Autor Claude Lichtenstein (75) wie er aus den Möglichkeiten der Sprache schöpft, um der Vielschichtigkeit des Designbegriffs auf den Grund zu gehen.
In meinem beruflichen Werdegang kann ich rückblickend mehrere Weichenstellungen ausmachen. Die erste war der Entscheid, mit einer A-Matura Architektur an der ETH zu studieren. Ich habe wohl eine gewisse Vorliebe dafür, nicht den direktesten Weg zu nehmen. Entsprechend hatte ich zunächst meine Mühe mit darstellender Geometrie und Mathematik. Meine Nähe zur Sprache hingegen hat sich in meinem Berufsleben als Vorteil erwiesen.
Wie so viele Menschen meines Jahrgangs geriet ich nach Abschluss des Studiums 1975 direkt in die Arbeitslosigkeit. Doch dann eine weitere Weichenstellung: Ich lernte Stanislaus von Moos kennen und hütete sein Büro in Zürich, als er für einen Lehrauftrag in Harvard war. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz fassten wir den Plan, für seine Zeitschrift ‹Archithese› ein monografisches Heft über Otto Rudolf Salvisberg zu machen. Ich wohnte damals beim Sihlhölzli, wenige Schritte vom kaum bekannten Mietshaus Lindengut entfernt, das Salvisberg gebaut hatte. Mir waren die Qualitäten des Baus aufgefallen. Das weckte mein Interesse, Raffinesse dort aufzudecken, wo sie nicht ostentativ zum Ausdruck kommt.
Design – mehr als eine ästhetische Kategorie Eine Assistenzstelle am ETH-Institut für Geschichte und Theorie der Architektur beendete diese Phase, es folgten weitere publizistische Arbeiten, kleine Lehraufträge und ein Abstecher in die Selbständigkeit als Architekt. 1985 bekam ich die eine von zwei ausgeschriebenen Kuratorenstellen am Museum für Gestaltung Zürich – diejenige für Architektur und Produktgestaltung. Die andere, die für visuelle Kommunikation und ästhetische Erziehung, ging an Martin Heller. Diese Tätigkeit mit ihren vielfältigen Anforderungen entsprach mir mehr als die Zugehörigkeit zur rein akademischen Welt. Meine praktische Entwurfserfahrung half mir, mich mit dem noch unvertrauten Thema Design anzufreunden, ein Verständnis fÃ...
Sagen, was es mit der Sache auf sich hat
Im Rückspiegel erzählt der ehemalige Kurator und Autor Claude Lichtenstein (75) wie er aus den Möglichkeiten der Sprache schöpft, um der Vielschichtigkeit des Designbegriffs auf den Grund zu gehen.
23.11.2024 08:00