Im Gleichgewicht: Lupe, Hermès Home Collection 2016 Fotos: zVg

Perfekte Melancholie

Wer schöne Dinge liebt, ist derzeit in Milano. Denn hier sieht man in der Woche des Salone sorgfältig konzipierte, perfekt umgesetzte und ins beste Licht gerückte Dinge zuhauf. Manchmal erreichen sie einen Grad an Perfektion, der fadengerade in die Melancholie führt.

Wer schöne Dinge liebt, ist derzeit in Milano. Zu erkennen sind die Objektfetischisten an den gelabelten Taschen voller Kataloge, die sie durch die Strassen schleppen. Sie bewegen sich im Rudel und bevorzugen die zu «Design Districts» mutierten Quartiere. Denn sie sind in der Woche des Salone alle auf der Suche nach dem ultimativen Objekt. Nach dem sorgfältig konzipierten, perfekt umgesetzten und ins beste Licht gerückten Entwurf. Einem Entwurf, den sie, kaum gesehen, mit der hochauflösenden Kamera ihres Smartphones erfassen und alsogleich auf Instagram posten können – als Ausweis ihrer Kennerschaft. Dabei geht es ihnen längst nicht mehr nur um Tisch, Stuhl und Bett. Jedenfalls nicht mehr um die damit verknüpften profanen Funktionen, die solcherleich Möbel zu erfüllen haben. Am meisten Applaus spenden sie den Entwürfen, deren Fertigungsqualität auf gleicher Höhe mit ihrem Objektcharakter ist. Nur das derart autonom gewordene Möbel und Gerät interessiert. Doch manchmal erreichen solche Objekte einen Grad an Perfektion, auf den man nur noch mit Melancholie reagieren kann. Besonders gut war das an der vom mexikanischen Architekten Mauricio Rocha inszenierten Schau von Hermès zu beobachten. Im Teatro Vetra inszenierte er die Home Collection des französischen Herstellers in einer düster beleuchteten, streng gerasterten Backsteinstruktur. Vor diesem Hintergrund hoben sich die punktbeleuchteten Preziosen ab. Die Objekte fürs Heim stellten die beiden seit 2014 tätigen künstlerischen Direktoren Charlotte Macaux Perelman und Alexis Fabry unter den Begriff der Balance. Also hingen ein Sofa und Klappsessel an robusten Seilen in der Luft. Auf dem blau gehaltenen, schrägen Sockel schien sich die Parade der Objekte in prekärem Gleichgewicht zu halten. Doch keine Angst: Sie rutschen nicht ins Ungefähre. Dafür sind sie zu perfekt. Im Gegenteil. Das Gleichgewicht ist gefunden. ...
Perfekte Melancholie

Wer schöne Dinge liebt, ist derzeit in Milano. Denn hier sieht man in der Woche des Salone sorgfältig konzipierte, perfekt umgesetzte und ins beste Licht gerückte Dinge zuhauf. Manchmal erreichen sie einen Grad an Perfektion, der fadengerade in die Melancholie führt.

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