Plantage in Rosarno, Italien 2010; Foto: Eva Leitolf, aus: ‹Postcards from Europe›, seit 2006

Kopfarbeit

‹Postcards from Europe› im Berner Kornhausforum ist ein Ausstellungsprojekt des zweiten Blicks. Die Fotos der Künstlerin Eva Leitolf lassen das Publikum weiterdenken, was sie selbst nicht offen zeigen.

Beim Anblick verrottender Orangen fragt man sich unwillkürlich, weshalb kein Mensch diese herrlichen Früchte aufhebt. Eva Leitolf kennt den Grund. Die deutsche Künstlerin zeigt im Rahmen der Ausstellung ‹Postcards from Europe› Orte, die von Flucht und Migration geprägt sind: Rosarno, Calais, Mellila oder Griechenland. Auf den Fotos ist davon wenig zu erkennen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Erst wer die Geschichte der Orangenpflückerinnen und -pflückern aus Rosarno kennt, kann die Szenerie in seiner Vorstellung ergänzen: «Für ein Kilogramm Moro- oder Navelorangen bekommen kalabrische Obstbauern im Januar 2010 von ihren Abnehmern fünf Cent», erzählt der Begleittext. «Den zumeist illegal beschäftigten afrikanischen und osteuropäischen Saisonarbeitern zahlen sie zwischen 20 und 25 Euro für einen Arbeitstag. Je nach Sorte und Baumbeschaffenheit pflückt ein Arbeiter täglich 400 bis 700 Kilogramm Orangen. Da sich für die Bauern das Geschäft nicht mehr rechnet, stellen viele die Ernte ein.» Leitolf kombiniert auf diese Weise dokumentarische und konzeptuelle Strategien der Fotografie. Wer erfahren will, welch dramatische Ereignisse sich im Januar 2010 in und um Rosarno herum abgespielt haben, erfährt dies ab heute im Kornhausforum in Bern. Statt sich direkt   mit dem Schicksal flüchtender Menschen zu beschäftigten, reflektiert die Ausstellung die Art und Weise, wie die Länder Europas auf migrantische Bewegungen reagieren. ###Media_2###...
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‹Postcards from Europe› im Berner Kornhausforum ist ein Ausstellungsprojekt des zweiten Blicks. Die Fotos der Künstlerin Eva Leitolf lassen das Publikum weiterdenken, was sie selbst nicht offen zeigen.

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