Beat Karrer (53) hat mit ‹Fluid Solids› ein abbaubares Biopolymer entwickelt. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt den Designer das Thema – er macht aus dem, was andere wegwerfen, kompostierbare Kunststoffe. Fotos: Lorenz Cugini

Kompostkunststoff

Beat Karrer hat einen abbaubaren Biokunststoff entwickelt. Was vor Jahren als Designexperiment begonnen hat, ist nun auf dem Markt.

Beat Karrer greift in eine Schachtel Kleiderbügel. Sie sind schmal, in den Geschäften hängen Socken daran, ansonsten irritiert nichts an ihnen. Dabei würden sie auf dem Hauskompost innert drei Monaten zu reinem Humus zerfallen. Es ist das erste Produkt, das Karrer mit ‹Fluid Solids› aus seinem Biokomposit in Serie produzieren kann. Eine Schaufensterpuppe auf dem Regal und Steckverbindungen für Möbel oder Platten in verschiedenen Farben zeigen an, was ausserdem möglich wäre. Grundsätzlich kann der Biokunststoff überall dort eingesetzt werden, wo ein festes, stabiles Material gefragt ist. Nur auf Nässe und Hitze reagiert es wegen der Kompostierbarkeit empfindlich. Als Industriedesigner ist Beat Karrer kein Kunststoffgegner, «aber es gibt so viele Produkte, bei denen erdölbasierte Kunststoffe nicht sinnvoll eingesetzt werden», sagt er. Stattdessen verwendet Karrer Reststoffe, die als Abfall in Industrie und Landwirtschaft in grossen Mengen anfallen. Geeignet seien fast alle Zellulosefasern; lediglich solche, die zur Nahrungsmittelproduktion verwendet werden, schlägt Karrer aus. Bei den Kleiderbügeln sind es Späne aus Maiskolben, die ansonsten entsorgt würden. Mit der passenden Rezeptur kann der Werkstoff die meisten Attribute von erdölbasierten Kunststoffen imitieren – und in den gängigen Verfahren wie Spritzguss und Extrusion weiterverarbeitet werden. Biokunststoffe sind längst in der Industrie angekommen. Verbraucherinnen und Verbraucher kennen die Plastiktüten für Küchenabfälle. Sie kommen aber auch in der Techbranche, in der Landwirtschaft oder in der Medizin zum Einsatz, etwa für sich selbst auflösende Implantate. Namhafte Chemiekonzerne oder die Empa forschen intensiv nach Alternativen zu herkömmlichem Plastik. Als Quereinsteiger aus dem Design macht sich Beat Karrer mit einem anderen Ansatz an die Aufgabe: «Neben dem ökologischen Gedanken reizte ...
Kompostkunststoff

Beat Karrer hat einen abbaubaren Biokunststoff entwickelt. Was vor Jahren als Designexperiment begonnen hat, ist nun auf dem Markt.

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