Essbare Verpackungen für Früchte und Gemüse, sogenannte Coatings, könnten viele Probleme lösen. Ein Blick auf Forschungsstand und Praxis.
Karotten statt Kunststoff
Essbare Verpackungen für Früchte und Gemüse, sogenannte Coatings, könnten viele Probleme lösen. Ein Blick auf Forschungsstand und Praxis.
Fotos: Patrick Hari
Menschenhaar, Reste aus der Bierbrauerei, Bananenschalen, Blut, Knochen – es gibt kaum ein Material, dessen Potenzial Designerinnen und Materialforscher nicht untersuchen. Offen ist, wie viele dieser Experimente skalierbar sind und sich industriell anwenden lassen. Viele Recherchen zielen darauf ab, das Zaubermaterial Plastik zu ersetzen. Angesichts endlicher Ressourcen und der gigantischen Menge von 400 Millionen Tonnen Kunststoff, der jährlich neu produziert wird, ist das dringend nötig.
Rund 40 Prozent davon werden zu Verpackungsmaterial. In Europa fallen durchschnittlich fast 180 Kilogramm Verpackungsmüll pro Jahr und Kopf an, das sind rund 80 Milliarden Tonnen. Um diese Mengen nicht ungebremst ansteigen zu lassen, treibt die EU eine Reihe von Massnahmen voran. So sollen Verpackungen bis 2030 uneingeschränkt recyclingfähig sein – ein ungeheuer ambitioniertes Ziel.
Knackig ohne Plastik Die Schweizer Regierung schmiedet keine derartigen Pläne. Doch der Druck von EU und Konsumentinnen bewegt einiges: Institute wie die Empa oder die ZHAW-Forschungsgruppe Lebensmittelverpackung erreichen Dutzende von Anfragen aus Industrie und Handel, biologisch abbaubare oder rezyklierbare Verpackungssysteme zu entwickeln. Auch Lidl Schweiz suchte nach Alternativen. Wissenschaftler der Empa schlugen vor, Zelluloseverbindungen zu nutzen, die man bereits einsetzt, um beispielsweise Holzoberflächen zu schützen.
Während dreier Jahre haben sie eine Beschichtung entwickelt, die sich auf Gurken und Bananen sprühen lässt. Das Ziel: Wasser bleibt in der Frucht, Sauerstoff draussen. Das hält sie knackig und verlängert ihre Haltbarkeit. Im Fall der Gurke ersetzt die Schicht – das sogenannte Coating – zudem die Plastikhülle. Basis des Schutzfilms sind geschredderte Ausschusskarotten, daher der Projektname ‹Rüebli schützt Gurke›.
Es gibt bereits eine Reihe von Unternehmen, die Co...
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