Die Arbeit ‹Une brève histoire de baskets sales› von Claudia und Julia Müller wurde 2021 im Centre Culturel Suisse in Paris gezeigt. Raumgreifende Zeichnungen überziehen auch Objekte des häuslichen Lebens, etwa Lampenschirme. Foto: Tristan Savoy

«I am not a designer»

In welchem Verhältnis stehen Kunst und Design? Diese Frage stand im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung ‹Design Weekend – Alles Skulptur?› des Zentrum Paul Klee und der Berner Design Stiftung.

Über den Sinn und Unsinn der Unterscheidung von Kunst und Design diskutierten Kunst- und Designschaffende im Zentrum Paul Klee. Die Divergenz zwischen den beiden Sparten entstand nach einer jahrhundertelangen Einheit der Künste – wann genau ist schwer festzumachen. Spätestens seit der Aufklärung haben Kunstschaffende nicht mehr nur Auftragsarbeiten ausgeführt, sondern auch frei gearbeitet. Seither wird das Verhältnis von Kunst und Design von zeitgenössischen Akteuren immer wieder neu verhandelt. Der Diskurs ist geprägt von Erzählungen, die die vermeintlichen Gegensätze von freier, autonomer Kunst und unfreiem, dienendem Design betonen. Im 19. Jahrhundert waren Kunst und Design klar getrennte Bereiche. Gleichzeitig fallen die Anfänge des industriell hergestellten Designs in diese Zeit. Während der Bauhaus-Ära kam es zu einer Annäherung der beiden Sparten: Architektur, Kunst und Design sollten gemeinsam ein Gesamtkunstwerk bilden. 1913 protestierte Marcel Duchamp mit den Readymades gegen eine elitäre Kunstvorstellung und zeigte Design im Kunstkontext. Später bediente sich die Kunst von Roy Liechtenstein oder Andy Warhol bei der Design- und Warenwelt: «Die Unterscheidung zwischen High & Low Art wurde infrage gestellt. Zeitweilig wurde sogar behauptet, Kunst würde bald in Warenhäusern verkauft, Galerien würden überflüssig, was jedoch, wie wir wissen, nicht eingetreten ist», erklärte Felicity Lunn, Fachbereichsleiterin Gestaltung & Kunst an der Kunsthochschule Bern. Seit sich Installationen in den 1990er-Jahre zum dominierenden Ausstellungsformat entwickelt haben, sind sich Kunst und Design noch näher gerückt. Zahlreiche Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts haben auch Gebrauchsobjekte entworfen. Oft ging es ihnen nicht darum, seriell produzierbare Konsumgüter zu schaffen, sondern um eine Verfremdung oder Infragestellung der Objekte. S...
«I am not a designer»

In welchem Verhältnis stehen Kunst und Design? Diese Frage stand im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung ‹Design Weekend – Alles Skulptur?› des Zentrum Paul Klee und der Berner Design Stiftung.

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