Für seine Möbel- und Bauprojekte nutzt Federico Rella Holz aus den Wäldern rund um Vezio, ein Dorf in den Hügeln des Alto Malcantone. Fotos: Nelly Rodriguez

Hommage an die Kastanie (3/7)

Die Serie «Im Süden viel Neues» widmet sich der Tessiner Designszene. Zu ihr gehört auch der Gestalter Federico Rella, der in seinem Studio in Alto Malcantone mit lokalen Materialien arbeitet.

Wer glaubt, Marroni sei gleich Marroni, irrt: Wie bei Äpfeln gibt es zahlreiche Sorten. Sie heissen Tópi, Luvín oder Verdanés; das Sammeln heisst je nach Tal ein bisschen anders. «Ògni famiglia la gh’a n nümar. La mía mam la gh’éva l cinch», liest Federico Rella im Dialekt vor. Der 33-Jährige hat ein Faible für Kastanienbäume, ihr Holz zählt zu seinen liebsten Werkstoffen. Er verarbeitet es zu Möbeln, Treppen und Küchen. Oft verwendet er Altholz, das keine Abnehmer findet. So auch beim Innenausbau einer «stalla» in Vezio, die er für sich, seine Freundin und den greisen Hund zu einem Wohnhaus umgebaut hat. «Die Spur eines Wurms empfinde ich nicht als störend», sagt Rella und streicht über die Tischplatte, «sie gehört zum Holz und altert auch schön. Ein Möbelstück soll das ganze Leben lang halten.» ###Media_2### Das Buch über die Tradition der Kastanie hat Rella gemeinsam mit dem Produktdesigner Giulio Parini gestaltet, mit dem er auch die Möbelserie ‹Castagno 18› realisiert hat. Dabei haben sie die Geschichte ursprünglicher Tessiner Möbel aufgegriffen und zeitgenössisch interpretiert. Von der Auswahl des knorrigen Baums bis zu seiner Verarbeitung fand alles innerhalb dreier Kilometer statt. Eine lokale Schreinerei half mit jahrhundertealtem Wissen bei der Verarbeitung des delikaten Holzes. Seit er vor acht Jahren eine Lehre als Architekturzeichner abgeschlossen hat, führt Rella ein eigenes Studio, das Um- und Neubauten, Ausstellungsarchitektur und Möbel entwirft. Besonders gerne tüftelt der Praktiker an raffinierten Konstruktionen wie Steckverbindungen. Zum Einsatz kommen fast ausschliesslich lokale Rohstoffe und Holz, das er von einem nahen Familienbetrieb bezieht. Er schätzt die Handwerker im Malcantone, die noch bereit sind, Einzelstücke in Handarbeit anzufertigen. «Wenn ein Tisch 6000 Franken kostet, hält man das in Zürich für ein...
Hommage an die Kastanie (3/7)

Die Serie «Im Süden viel Neues» widmet sich der Tessiner Designszene. Zu ihr gehört auch der Gestalter Federico Rella, der in seinem Studio in Alto Malcantone mit lokalen Materialien arbeitet.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.