«Hello Design» in der Galerie O. Fotos: Elisa Florian

«Hello Design»

Die aktuelle Ausstellung in der Churer «Galerie O» zeigt eine bunte Mischung von Arbeiten der Autorinnen und Autoren, welche die Galerie vertritt.

«Hello Design» in der Churer «Galerie O» zeigt eine bunte Mischung von Arbeiten der Autorinnen und Autoren, welche die Galerie vertritt. Dazu gehören junge Designschaffende wie Marie Schumann, Sebastian Marbacher oder Nora Wagner. Oder gestandene Designer wie Moritz Schmid und Frédéric Dedelley. Die Ausstellung sei eine Art Manifest, sagt Heinz Caflisch, Initiator dieses Projekts. O steht für Okro, so heisst das Label, das ebenso Teil dieses Konzepts ist. Okro möchte nämlich mehr sein als ein Kunstraum, in dem man schöne Objekte bestaunen und erwerben kann. Design bedeutet für Caflisch Begegnung; er sucht nicht nur selber danach, sondern möchte solche auch ermöglichen. 

Marie Schumanns «Softspaces».

200 Quadratmeter mehr 

Begonnen hat Caflisch vor einigen Jahren mit dem Auflegen und Vertreiben von Arbeiten einiger Gestalter aus seinem Heimatkanton. Was ihn dabei interessierte, war das erwachte Interesse für handwerkliche Fertigung. Ende 2017 eröffnete er die Galerie in einer ehemaligen Garage und Werkstatt unweit vom Churer Bahnhof. Im Juni dieses Jahres kommt die Fläche nebenan dazu, das gibt 200 Quadratmeter mehr Ausstellungsraum. Und nicht nur das: So soll auch eine Bar in die neuen Räume der Designplattform kommen. Caflisch will zudem Veranstaltungen wie Vorträge oder Workshops organisieren. Auch mit der Hochschule Luzern ist eine Zusammenarbeit entstanden, deren Resultate im Hebst in einer Ausstellung vorgelegt werden. «Okro soll ein Kulturort werden», so der Architekt. Letztes Jahr sei eine Art Test gewesen für das Projekt Okro, sagt er. Nun startet er durch. In der Kleinstadt Chur. Das ist eine etwas aussergewöhnliche Lage für eine Designgalerie dieses Kalibers. Chur ist zwar klein, aber auch Durchgangsort. Wenn Unterländer etwa in Richtung Berge fahren, müssen sie über Chur. Viele Besucherinnen und Besucher nehmen aber auch den Weg von Zürich oder Basel nach Chur in Kauf, um die Galerie zu besuchen. Das hat zur Folge, dass Leute sich auch länger darin aufhalten, absitzen, Kaffee trinken, schauen und reden. Begegnungen entstehen. Das hat etwas Entspanntes, findet Caflisch.

Moritz Schmids Kooperation mit dem Glaskünstler Matteo Gonet.
 Die Fertigung wertschätzen

«Hello Design» präsentiert die Früchte der Begegnungen, die im Laufe der Zeit mit Designerinnen und Designern entstanden sind. Ihre positiven Reaktionen auf den Ort haben den Architekten in seinem Vorhaben bestärkt. «Ich habe gemerkt, dass es mir Spass macht, mich mit Design und Handwerk auseinander zu setzen – es geht nicht primär um Verkaufsmomente, sondern darum, Wertmuster zu entwickeln», so Caflisch. Dies sei gerade im Kontext von Handwerk wichtig. Häufig gehe die Wertschätzung für Fertigungsprozesse verloren.
 

Sebastian Marbachers «Log Bench».

Entdecken und experimentieren

Die meisten der gezeigten Entwürfe sind für Okro entstanden, andere Stücke gab es schon. So erklärt die Textildesignerin Marie Schumann mit ihren «Softspaces», wie Teppiche für sie mehr sind als flache Dinge für den Boden. Ein Stoff hat eine Struktur und einen Aufbau, es ist ein Gewebe, das sie offen zeigen möchte. Ihre Entwürfe machen diese Fertigung erfahrbar. Plötzlich hängen Fäden aus dem Stoff, fallen schon fast theatralisch, es entsteht eine Bewegung, eine Ausdehnung. Ihre Stoffkreationen sind für Wände oder als Raumtrenner gedacht. Moritz Schmid hat mit dem Glaskünstler Matteo Gonet zusammengearbeitet und zwei übereinander liegende Glasplatten entwickelt. Er fand es spannend, dass auch der Zufall mitspielt beim Herstellen der Objekte. «Ich habe die Rasterstruktur entworfen und die Farben bestimmt, Grösse und Form entstehen während des Machens», erklärt der Designer. Oder Sebastian Marbacher: Die Idee für Bank und Sessel, entstand im Rahmen eines Aufenthaltes in Hangzhou (China). Er liess sich dort durch die Arbeit des Bildhauers Fu Zhongwang inspirieren. In seinem Atelier in Zürich verarbeitete er später Holzstämme und verwendete für die Verbindungen eine alte chinesische Technik. Die gezeigten Arbeiten stehen für Entdeckungen und Experimente, zwei wesentliche Faktoren in jedem kreativen Prozess. Es ist als Besucherin wohltuend, so viel Enthusiasmus an einem Ort gebündelt zu erleben.

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