Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Die Agenturleiterin Zeina Raphael erklärt, warum das Handwerk unverzichtbar ist für ihr Land.
Handwerk ist Zukunft (4/7)
Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Die Agenturleiterin Zeina Raphael erklärt, warum das Handwerk unverzichtbar ist für ihr Land.
Fotos: Tarek Moukaddem
‹The Ready Hand› entstand, nachdem die Hafenexplosion grosse Teile von Beirut zerstört hatte. Zusammengefunden haben Pascale und ich, weil sie ihr schwer beschädigtes Haus wieder aufbauen wollte. Sie merkte damals, dass nur noch wenige Handwerker traditionelle Bautechniken beherrschen. In Beirut gab es bloss einen Mann, der Decken nach der sogenannten Baghdadi-Methode restaurieren konnte. Darum wollte sie ein Buch schreiben über all die Handwerksberufe, die zu verschwinden drohen und Teil unseres Kulturerbes sind. Ich besuchte damals regelmässig libanesische Designstudios. Viele von ihnen sind international erfolgreich, produzieren aber in Frankreich oder Italien. Deshalb hatte ich die Idee, eine Datenbank aufzubauen. Sie soll Designschaffenden helfen, einfach an libanesische Handwerkerinnen und Handwerker heranzukommen, und alle Berufe abdecken.
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Im Jahr 2021 beschlossen wir zusammenzuspannen. Über vier Monate lang führten wir täglich Interviews mit Architektinnen und Designern. Sie verknüpften uns mit weiteren Akteuren, sodass unser Projekt schnell wuchs. Dann fingen wir an, Handwerker zu besuchen. In einem Souk trafen wir einmal einen alten Mann, der Flechtstühle herstellte. Ich postete einige Fotos davon. 24 Stunden später waren acht Anfragen von Leuten da, die mit ihm zusammenarbeiten wollten. So entstand unser Instagram-Kanal. Wir publizieren dort nicht nur Bilder, sondern auch Telefonnummern und Adressen.
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Die letzte Datenerhebung der Regierung ist über 20 Jahre alt, es gibt also kein aktuelles Register über Handwerkerinnen und Kunsthandwerker. Nach der Explosion emigrierten zudem viele, weil sie alles verloren hatten. Auch die Wirtschaftskrise trifft die Menschen hart. Es fehlt an allem. Manchmal können wir keine Besuche machen, weil es kein Benzin gibt. Oder wir fahren quer durchs Land, und wenn wir ankommen, ist der Strom weg und w...
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