Nach Fischen, Tintenfischen und Anemonen sind nun auch Babykorallen in die Riff-Wohngemeinschaft eingezogen. Fotos: Corales de Paz / Rrreefs

Fingernagelgrosse Hoffnung

Wie geht es weiter mit dem 3D-gedruckten Kunstriff von Rrreefs? Ein Monitoring vor der kolumbianischen Insel San Andrés zeigt Resultate.

Sie sind da! Ein Monitoring der kolumbianischen Organisation Corales de Paz hat Mitte Juli erste Babykorallen auf den Bausteinen von «El Castillo» entdeckt. Für das Rrreefs Team um Marie Griesmar und Ulrike Pfreundt ein untrügliches Anzeichen, dass das modulare Kunstriff aus dem 3D-Drucker seine Funktion erfüllt.

Korallen schleudern ihre Spermien und Eier zu abgestimmten Zeiten ins Wasser. Einmal befruchtet, schweben die Larven in der Strömung, bis sie auf geeigneten Untergrund stossen. Hier setzt Rrreefs an: Weil Korallenriffe durch die Erhitzung der Meere ausbleichen und von Mikroalgen überwachsen werden, finden Larven oft kein geeignetes Substrat mehr. Die Riffbausteine aus porösem Töpferton sind für Jungkorallen ideal geeignet. Mögen sie ihre Umgebung, haften sie sich an und fangen langsam zu wachsen an.

Noch sind sie winzig. Dennoch zeigt die Ansiedlung der Babykorallen, dass das künstliche Riff aus dem 3D-Drucker seine Funktion erfüllt.

Schon grösser sind jene Korallen, die vom Rrreefs-Team als kleine Bruchstücke direkt auf den Bausteinen befestigt wurden – eine Technik, die auch in sogenannten Korallenschulen gepflegt wird.

«El Castillo» ist mittlerweile dicht mit Meeresorganismen besiedelt und zieht zahlreiche Fischarten an. Im Oktober will Rrreefs die neuen Korallen systematisch zählen. Bis dahin steht das Versuchs-Riff ein Jahr im Wasser und kann wichtige Daten für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts liefern. Es soll auch zeigen, welche Oberflächenstrukturen für die Jungkorallen am geeignetsten sind und so die Richtung weisen für die Weiterentwicklung der Bausteine.

Die Enthusiastinnen von Rrreefs kümmern sich aber nicht nur um das bestehende Riff, sondern planen auch neue: Gemeinsam mit Designern der Universität Stanford will das Team erforschen, wie sich Kunstriffe mit klimaresistenten Korallen bepflanzen lassen. Die Dominikanische Republik hat bereits Interesse angemeldet.

 

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