Rund um eine 22 Meter lange Rampe gruppieren sich fünf Installationen internationaler Gestalterinnen, darunter das Kollektiv Fem_arc (rechts im Bild), das soziale und gebaute Umwelten erforscht. Fotos: Regula Bearth

Diversität und Norm

Die Ausstellung ‹Design für alle? Vielfalt als Norm› im Museum für Gestaltung Zürich hinterfragt Wertvorstellungen und kurbelt den Dialog darüber an.

Eine Zwiebel zu hacken, ist keine grosse Sache – solange man beide Hände einsetzen kann. Wie schnell vermeintliche Selbstverständlichkeiten ins Wanken geraten können, zeigt die Ausstellung ‹Design für alle? Vielfalt als Norm› im Museum für Gestaltung Zürich. Sie präsentiert auf einer langen Rampe ein Sammelsurium von Dingen, die sich an Menschen ausserhalb gängiger Normen richten: Beinprothesen, keramische Schnabeltassen, Strumpfhosen für Kleinwüchsige oder Sneakers und Controller für Hände, die schlecht greifen können. ###Media_2### In der Schweiz leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Beeinträchtigung. Inklusive Gestaltung meint jedoch nicht «die Anderen». Alle sind zu Beginn und am Ende ihres Lebens eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen, gelegentlich auch zwischendurch, etwa wenn der Arm im Gips liegt. Wie vielfältig die Bedürfnisse sind, die in (meist westlichen) Gesellschaften zusammenkommen, verdeutlichen spekulative Arbeiten, aber auch Badekleider für Musliminnen, Ballettschuhe in unterschiedlichen Hauttönen oder Hacking-Rezepte für Gestaltungswillige mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Neu ist die Debatte um Inklusion und Partizipation nicht. So setzte sich der Architekturkritiker Aaron Betsky bereits 1997 mit dem Verhältnis queerer Menschen zur gebauten Umwelt auseinander, meinte damit allerdings nur weisse, homosexuelle Männer der Mittelklasse. Wie herausfordernd es ist, an die Bedürfnisse aller zu denken, hat das Kurationsteam selbst erlebt. ###Media_3### ###Media_4### Viele Exponate lassen sich über mehrere Sinne erfahren, die kontrastreichen Texte sind sowohl in sitzender als auch stehender Position lesbar; es gibt Stühle für müde Beine sowie Führungen für Hör- und Sehbehinderte. Dennoch bezeugen Kommentare an der Wand, dass Design für alle immer nur ein Versuch sein kann: «Lichtkonzept und Raumgestaltung sind nicht für Menschen...
Diversität und Norm

Die Ausstellung ‹Design für alle? Vielfalt als Norm› im Museum für Gestaltung Zürich hinterfragt Wertvorstellungen und kurbelt den Dialog darüber an.

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