Der erfolgreiche Schweizer Designer Alfredo Häberli legt seine Autobiografie in zwei Bänden vor. Entstanden ist ein heiter-melancholischer Messebericht.
Diener am schönen Ding
Der erfolgreiche Schweizer Designer Alfredo Häberli legt seine Autobiografie in zwei Bänden vor. Entstanden ist ein heiter-melancholischer Messebericht.
Fotos: Joan Minder
Stühle, Sessel, Sofas, Liegen, Regale, Tische; Steh-, Tisch-, Hängeleuchten; Vorhänge und Teppiche; Vasen, Flaschen, Gläser, Teller, Unterteller, Tassen, Schüsseln, Besteck, Pfeffermühle und Salzstreuer, selbst ein Fonduecaquelon; Schreibstifte, Schuhe, Blumentöpfe; Ladeneinrichtungen, Messestände, Ausstellungen über sich und andere – all dies und noch viel mehr hat der Designer Alfredo W. Häberli entworfen, seit er vor mehr als 30 Jahren sein Studio in Zürich eröffnet hat. Auch eine Goldmedaille hat er gestaltet, die ihn als fleissigen und erfolgreichen Diener an der schönen Ware auszeichnen könnte, wenn sie nicht für Leichtathleten gedacht gewesen wäre.
Dann brachte die Coronazeit den unablässig Tätigen und Vielreisenden unerwartet zur Ruhe. Er, der, wie er schreibt, fünf Sprachen spricht, aber keine kann, hat diese Zeit für eine Autobiografie in zwei Bänden genutzt: ‹Verbal gekritzelt› versammelt Betrachtungen zum eigenen Lebensfaden; in ‹30 Jahre, Fragen, Antworten› spielen Weggefährten und Designjournalistinnen dem über seine Lebensform Nachdenkenden Fragen zu, die er, von einem Thema zum andern hüpfend, mal launisch, mal scharfsinnig, beantwortet. Ein mit sich zufriedener Mann schaut zurück und verschont uns mit Blicken nach vorn.
Fare una bella figura, auch wenn es kracht und ächzt.
Alfredo Häberli war und ist ein Impresario der Warenwelt, wie sie von Mailand aus, von den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis zu dessen Wende, mit Möbeln, Mode und Gerät in die Gesellschaft der Kultivierten und Vermögenden strahlte. Als Geländer des angenehmen Lebens, als Brosche des verfeinerten Geschmacks; mit bodenständiger Fantasie erfunden, mit hoher Perfektion gebaut und mit dem Versprechen nach Teilhabe an der Italianità weltweit vertrieben. Alles gerne luftig und leicht der Schwere des Daseins entgegentanzend – fare una bella figura, auc...
E-Mail angeben und weiterlesen:
Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.