Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Die Lichtdesignerin Carla Baz spricht über Widerstandskraft, das von ihr entwickelte Geschäftsmodell und die Tiefe des libanesischen Designs.
Design als Notwendigkeit (6/7)
Wie arbeiten Designschaffende im Libanon? Die Lichtdesignerin Carla Baz spricht über Widerstandskraft, das von ihr entwickelte Geschäftsmodell und die Tiefe des libanesischen Designs.
Obwohl der Libanon schon immer ein Ort der Kreativität war, hat sich der Beruf des Designers erst in den 1990er-Jahren etabliert. Vorher entwarfen Dekorateure und Architekten die Innenausstattungen und Möbel – abgesehen vom französischen Designer Jean Royère, der 1946 ein Büro in Beirut eröffnete. Karen Chekerdjian, Nada Debs, Marc Baroud und andere bilden die erste Generation, die Produkte nicht als Mikroarchitektur betrachtet, sondern sie konzeptionell hinterfragt und in einen Designprozess integriert hat. Ich gehöre zur zweiten Generation. Wir hatten das Glück, in relativ ruhigen Zeiten aufzuwachsen.
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Dies zeigt sich auch in unseren Arbeiten, die leichter, fröhlicher und farbiger sind. Im Werk älterer Kreativschaffender ist oft der Bürgerkrieg als unterschwelliges Leitmotiv präsent. Man kann aus den Praktiken der verschiedenen Generationen viel über die Geschichte des Landes herauslesen. ‹Exil Collective› ist Teil der dritten Generation. Die Widerstandskraft und die Kreativität, mit denen das Kollektiv den sozioökomischen Herausforderungen begegnet, inspirieren mich. Ich glaube, darum ist libanesisches Design international angesehen: Es steckt viel Tiefe darin. Im Lauf der Jahre ist auch das Interesse der Bevölkerung an Design gestiegen. Während der Boomjahre war sie neugierig, doch heute ist Design eine echte Notwendigkeit.
Um ihre Entwürfe umzusetzen, kooperieren libanesische Designerinnen meist mit Handwerkern – das war mit ein Grund, warum ich an der Écal den Master in Design for Luxury & Craftmanship absolviert habe. Leider beschränkt der handwerkliche Herstellungsprozess den Massstab von Projekten. Deshalb habe ich ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt, mit dem ich meine Handwerker nachhaltig unterstützen kann. Würde ich nur Sammlerstücke entwerfen, ginge das nicht. Lichtdesign erlaubt es mir zu skalieren.
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