Der Gummigranulat-Teppich ‹Homage to Zahra Khouya› ist der gleichnamigen marokkanischen Weberin gewidmet. Fotos: Paola Caputo

Wüstenblumen

Aus farbigem Gummigranulat schufen Sarah Küng und Lovis Caputo eine Hommage an die Frauen des Berberstamms Aït Khebbach, die in der marokkanischen Sahara aus gebrauchten Kleiderstreifen hochflorige Teppiche und Kissen weben.

In der marokkanischen Sahara haben die Frauen des Berberstamms Aït Khebbach seit den Achtzigerjahren eine eigenständige Form des Webens weiterentwickelt: Sie trennen und schneiden gebrauchte Kleider in Bänder und weben daraus hochflorige Teppiche und Kissen für ihre Lehmhäuser. Durch die Unvorhersehbarkeit des rezyklierten Materials entstehen unerwartete gestalterische Wendungen und eine erfrischend spontane Muster- und Farbwelt. Die Ausstellung ‹Couleurs désert› dokumentierte vor zwei Jahren im damaligen Museum Bellerive in Zürich mehr als 120 dieser überraschenden Kreationen.Das expressive Handwerk faszinierte auch Sarah Küng und Lovis Caputo. Sie entschieden sich, den Weberinnen in Marokko eine Serie zu widmen: «Ihre Entwürfe haben uns schwer beeindruckt», sagt Küng. Die beiden Designerinnen experimentieren seit ein paar Jahren mit farbigem Gummigranulat, wie wir es von Sportplätzen und Tartanbahnen kennen. Daraus haben sie bereits Akustikelemente entworfen, sogenannte ‹Corner Tables›, die sich nachträglich wie Möbelstücke in die bestehende Architektur einfügen lassen. Nun nutzen sie das Material für ihre Teppich-Hommage: Sie haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie die Textilien in Originalgrösse nachbauen können. Dafür mischen sie die Steinchen, bis die entsprechende Farbe entsteht, streuen das Granulat am Boden kniend im Muster der Vorlage und festigen das ganze mit einem Kleber. «Es ist schweisstreibend und zeitaufwendig», sagt Küng lachend. Zum Schluss applizieren sie einen Rücken aus Jute, wie es sich für einen Teppich gehört. So sind inzwischen vier Einzelstücke entstanden. Sie faszinieren durch die körnige Struktur, die die Originale treffend interpretiert, während die schwere Materialität sich entscheidend vom echten Teppich abhebt.Interessant liest sich die Arbeit auch im Licht der gemeinsamen Diplomarbeit ‹Copy›, mit der die De...
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Aus farbigem Gummigranulat schufen Sarah Küng und Lovis Caputo eine Hommage an die Frauen des Berberstamms Aït Khebbach, die in der marokkanischen Sahara aus gebrauchten Kleiderstreifen hochflorige Teppiche und Kissen weben.

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