Die Installation «Somewhere» des Künstlers Georg Krummenacher an der Burg Zug. Fotos: Alex Odermatt

Wer geht, wer kommt?

Mit der Ausstellung «Anders.Wo.» erzählt das Museum Burg Zug Geschichten von Menschen, die nach Zug ein- oder ausgewandert sind – es sind Geschichten von Armut und Hoffnung, von Flucht, Abenteuern und Liebe.

 

Mit der Ausstellung «Anders.Wo.» erzählt das Museum Burg Zug Geschichten von Menschen, die nach Zug ein- oder ausgewandert sind – es sind Geschichten von Armut und Hoffnung, von Flucht, Abenteuern und Liebe. 

Im Kanton Zug hat ein Viertel der Bevölkerung einen ausländischen Pass und ein Drittel einen Migrationshintergrund. Mit der Sonderausstellung «Anders.Wo.» erzählt das Museum Burg Zug noch bis 8. Juli 2018 Geschichten von Menschen, die nach Zug ein- oder aus Zug ausgewandert sind. Die reich dokumentierte Schau zeigt eindrücklich, warum Menschen ihre Heimat verlassen und anderswo eine neue finden. 

Die Ausstellungsmacher haben Einwanderer und Auswandererinnen und ihre Nachkommen befragt und lassen sie in Filmen und Tondokumenten über ihre Erfahrungen berichten. Danebst ist ein grosser Fundus an Erinnerungsstücken zusammen gekommen: Kleider, Tagebücher, Fotos und Briefe – sogar einem Fiat «Cinquecento». In dieser Fülle stehen fünf Personen im Mittelpunkt, deren Schicksale anhand kurzer Biografien und weiteren persönlichen Gegenständen erzählt werden. 

Wem sie folgen und besser kennen lernen möchten, entscheiden die Besucher selbst. So gibt es etwa Dolores Iten, die 1957 von Genua aus mit dem Schiff nach New York fuhr. Eine Visitenkarte mit dem Aufdruck «Clicking Needles» erinnert an die Strickkurse, die von der Zugerin in ihrer neuen Heimat angeboten wurden. Es erzählt aber auch der 2003 in Binningen geborene Leandros Urech, der mit seinen Eltern nach Kreta auswanderte, vor sieben Jahren zurück in die Schweiz kam und heute in Zug lebt. Zu sehen ist in der Ausstellung seine Umhängetasche für allein reisende Kinder oder eine Fotografie eines Gottesdienstes. «Ich bin nicht Zuger, sondern Schweizer – und Grieche!», betont Leandros auf der ihm gewidmeten Ausstellungstafel. 

So wirft die Ausstellung am Beispiel des Kantons Zug geschickt einen Blick auf die weltweiten Wanderungsbewegungen. Gelungen ist ebenfalls die Szenografie und die Ausstellungsmöbel in frischem Blau, die den Fokus auf die vielen, unterschiedlichen Gegenstände lenken. Ein Highlight ist zudem die zum «Café mondial» umfunktionierte Cafeteria, wo sich nebst landestypischen Spezialitäten auch Postkarten und Objekte aus aller Welt finden.

Ergänzt wird die Sonderschau «Anders.Wo.» schliesslich von einer temporären Installation am Gebäude: Unter dem Titel «Somewhere» hat der Künstler Georg Krummenacher drei Holzbrücken auf der Umfriedung installiert, die zur Burg hin, oder von ihr weg zu führen scheinen. Wer sich darüber wagt, landet allerdings in einer Sackgasse. So werden Besucher subtil auf die ungelösten Fragen der Migration hingewiesen und aufgefordert, neue Wege zu gehen.

close

Kommentare

Kommentar schreiben