Die Kreativunternehmer sind vor allem in der Dienstleistungsbranche tätig. Studie: IG Kreativwirtschaft

Vor und nach der Krise

Die IG Kreativwirtschaft wollte genau wissen, wie es den Kreativen im Lockdown ergeht. Nun liegt die Auswertung der Umfrage vor.

DIe Krise vereint: Die IG Kreativwirtschaft ist ein Zusammenschluss der Verbände, die zur Kreativwirtschaft gehören. Neben der Swiss Design Association ist unter anderem das Form Forum, die Swiss Game Developer Association und der Verband Kreativwirtschaft mit dabei. Neben den Forderungen an Bund und Kantone, die Kreativbranche bei den Hilfsmassnahmen nicht zu vergessen, hat die IG genauer hingeschaut und Strukturdaten erhoben. Inzwischen ist die Umfrage, die bis Mitte April lief, ausgewertet. Sie umfasst 652 Teilnehmende; 476 davon haben die Umfrage auf Deutsch ausgefüllt, 176 auf Französisch. In der Stichprobe sind alle Bereiche vertreten, am stärksten die Designwirtschaft (352 Teilnehmer), das Kunsthandwerk (147 Teilnehmer) und der Werbemarkt (112 Teilnehmer).

Wie zu erwarten war, sind die Mitglieder der Kreativwirtschaft krisenerprobt. Die Stimmung sei den Umständen gemäss abwartend bis positiv, werteten die Initianten aus. Und dies obwohl rund 60 Prozent der repräsentierten Firmen Einzelunternehmer ohne Angestellte sind, die in einer Krise vollumfänglich mit ihrem Privatvermögen haften. Da ein Grossteil der Unternehmen in der Dienstleistungsbranche tätig ist, sind sie zwar nicht von den direkten Schliessungen betroffen. Mittelfristig hängen sie aber von der weiteren konjunkturellen Entwicklung ab.

Angebote werden genutzt
Die Umfrage zeige weiter, dass die Angebote des Bundes und der Kantone genutzt würden und dass diese Wirkung zeigten. So geben 73 Prozent der Umfrageteilnehmenden an, dass sie Liquiditätskredite und dass knapp die Hälfte Taggeld für Selbständige beantragt und bewilligt erhalten haben. Nur gerade 27 Prozent der Unternehmen konnten eine Mietzinsreduktion erwirken. Allerdings wussten knapp ein Viertel zum Zeitpunkt der Umfrage nicht, wo sie Unterstützung beantragen können. Deutlich wird weiter, wie prekär die Branche generell unterwegs ist: 40 Prozent der selbstständigen Kreativen geben an, dass sie bei Vollbeschäftigung weniger als 40'000 Franken im Jahr verdienen. Diese Zahl lässt befürchten, dass die schwierige Phase erst in den nächsten Monaten komme und dass es wohl einige Konkurse gebe. Und sie vermittle auch, wie weit eine auf Selbstausbeutung basierte Erwerbstätigkeit in der Kreativwirtschaft verbreitet sei.

Nötige Professionalisierung gefordert
Der genaue Blick auf die Verhältnisse zeigt, dass eine Professionalisierung der Kreativbranche absolut nötig ist, damit künftige Krisen überstanden werden. Zum Beispiel, im dem die Sozialversicherungen für Selbständige und GmbHs auch zur Absicherung der Altersrenten und Vermeidung von Altersarmut überarbeitet werden, wie die IG Kreativwirtschaft vorschlägt. Dabei soll nur der Lohnbestandteil mit Sozialabgaben belastet werden, der im Krisenfall auch geltend gemacht werden kann. Auf der anderen Seite sollte die Altersvorsorge auf einen minimalsten Lohn einbezahlt werden, selbst wenn dieser Lohn nicht bezogen wird.

 

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