Von Pfeil und Bogen bis Weltraumsonde

Claude Lichtenstein erzählt in seinem neuesten Werk kenntnisreich die Geschichte des Produktdesigns und fragt, wie Design auf Gesellschaft und Umwelt gewirkt hat.

Claude Lichtenstein erzählt in seinem neuesten Werk kenntnisreich die Geschichte des Produktdesigns und fragt, wie Design auf Gesellschaft und Umwelt gewirkt hat.

Designgeschichten ufern leicht aus. Das gilt umso mehr, wenn sie universal angelegt sind und weit über Epochen, Kulturen und Sprachräume hinausgreifen. Zu umfassend ist, was den unscharf definierten Begriff füllt. Also braucht es einen Fokus. Claude Lichtenstein hat ihn als Titel seines zweibändigen Werks gesetzt: ‹Die Schwerkraft von Ideen›. Bleibt eine Idee in der Schwebe, weil zu leicht, hat sie kein Anrecht darauf, Design genannt zu werden. Platonisch ist an dieser Auffassung nur wenig. Design erfüllt sich nicht im Eidos, das als Urbild unerreichbar bleibt und die Materialisierung ins zweite Glied verdrängt. Die Idee ist zwar wichtig, aber nur insofern, als sie Teil einer Überprüfung ist. Damit ist Verunsicherung unvermeidbar. Auf die Idee folgen der Versuch, das Scheitern und der erneute Versuch – im Wissen darum, dass der nächste Anlauf das Erreichte ins Unrecht setzen wird. ###Media_2### Lichtenstein misstraut Genialität. Erst der Gedanke, der in eine Problemstellung «einfällt und diese verändert oder auflöst», ist Design, das der Autor als «Hervor-gestalten» fasst. Wer gestalte, beginne mit der Frage: Wie mache ich das? Die Antwort liege im Entwurf: so. Design stelle Hypothesen auf, um Beobachtungen «zum Gebrauch, zur Konstruktion, zum Habitus oder zum Lebenszyklus des Gegenstandes» zu erklären. Abduktion ist die Logik des Designs; seine Praxis ist nie deterministisch, sondern zukunftsoffen. Von hier aus ist es nicht weit zur Frage, wie Geschichte, Theorie und Praxis verknüpft sind. Lichtenstein versteht Theorie als reflektierte Praxis und Praxis als befragte Theorie. Die Geschichte zeigt, was auf den Boden gebracht wurde und was in der Schwebe bleibt. Folgerichtig schreibt er keine Jubelgeschichte der industrialisierten Moderne, die sich im Telos der Technik verwirklichen soll. «Die Vermehrung der Handlungsmöglichkeiten mit dem Ziel, das Optimum z...

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